Die Rückkehr der Zweiten Ritter – Fischbek II – Bille II

Nach der brutalen Niederlage gegen Königsspringer hatten die Spieler der zweiten Mannschaft eine längere Pause. Ob diese nun Weinabende vor dem Kamin verbrachten oder sich zum geistigen Training auf einen Sumpfplaneten zurückgezogen hatten, ist mir nicht bekannt. Der Frühling hielt Einzug und Dirk Thomzik musste kurzfristig noch einmal die Mannschaft umstellen, da eine weitere Absage eintrudelte.

Bille indes trat recht vollständig an. Ein reiner Vergleich der Wertungszahlen sprach für einen Fischbeker Sieg. Und welche Strategie verfolgten die Protagonisten? Zumindest gab es keine offensichtlich kämpferische Eröffnungsphase, es wurde sehr solide gespielt.

Zudem wurde nicht einmal der Zug 1. e2-e4 gewählt – ein erstaunlicher Fakt. Dann erschien noch zweimal Königsindisch im Anzug, wobei der Gegner von Jannis Niemann eine Weltneuerung mit Lc1-d2 spielte und ansonsten wurde „modern“ mit d4, Lf4 und e3 eröffnet.

Dirk Thomzik war wohl gerade aufgestanden und erhöhte den Betonanteil seiner Stellung, verzichtete auf Lf4 und spielte gleich das Colle-System. Aktiver spielte Matthias Luckhardt, beging jedoch eine Ungenauigkeit und geriet schnell in Schwierigkeiten. Ich muss allerdings anfügen, dass sein Gegner das sehr gut spielte. Aber Matthias ist Matthias und er hat Ahnung vom Schach, er hielt dagegen und konnte die Stellung in einem gewissen dynamischen Gleichgewicht halten.

Hubert Kopyto bemühte sich, den Betonaufbau seines Gegners zu erschüttern, investierte insgesamt sehr viel Bedenkzeit und ging in eine Isolani-Stellung über, um eine gewisse Dynamik zu erzeugen. Das funktionierte auch, nach einem Nullzug (Tc1) des Gegners konnte Hubert einen Bauern gewinnen und hatte zudem das Läuferpaar.

Weit vorher gewann Andreas Wanke schon in der Eröffnung mit einem uralten Trick einen Bauern und die Fischbeker Spieler fühlten sich zuversichtlich. Andreas hingegen kämpfte kurz danach mit einer Selbst-Sedierung. Aufgrund des einfachen Bauerngewinns spielte er einfach nur noch die Züge herunter, ohne tiefschweifend zu rechnen oder überhaupt noch die Partie ernst zu nehmen. Sein Vorteil: Seine Gegnerin tauschte auch einfach nur alles ab, so dass Andreas den Sieg in einem problemlos gewonnenen Bauernendspiel reklamieren konnte.

Wiederum zeitlich vorher konnte Jannis Niemann mit einem Zwischenzug in einer taktischen Zugfolge eine Leichtfigur gewinnen (witzigerweise den Läufer auf d2). Sein Gegner startete eine Gegen-Kombi und erhöhte den Figurenverlust für sich auf einen Turm. Keine weitere Schwierigkeiten für Jannis – 2:0 für Fischbek.

Philip Reichhardt sah sich auch den üblichen d4-Lf4-System gegenüber. Das waren auch die einzigen Figuren, die bis zum Endspiel die 4. Linie erreichten. Ich glaube, erst im späteren Endspiel kam dann eine weitere weiße Figur über die dritte Reihe hinweg. Philip konnte einen gewissen positionellen Vorteil erlangen. Es sollte jedoch eine lange Partie werden.

Zwischenzeitlich übersah Dirk mehrere taktische Möglichkeiten des Gegners, verlor seinen leichten Mittelspielvorteil und das Läuferpaar und musste sich hineinknien, um nicht eine gefährliche Initiative des Gegner zuzulassen.

An Brett 6 konnte ich eine neue Eröffnung anschauen. Der Spieler von Bille mit den schwarzen Figuren kann sicherlich den Namen dieses neuen Eröffnungssystem für sich reklamieren: 1. d4-e6 2. e4-Se7 3. Sc3-Sg6 4. Ld3-a6. Der Gegner spielte eher passiv bis solide und Bodo Wichert hielt sich auch zunächst zurück, um nicht allzu verpflichtende Züge zu produzieren. Mit einem eingepflanzten Springer auf e6 sah das gut für Bodo aus. Dann gewährte er jedoch seinem Gegner wiederum einen Superspringer auf e5. Es war also nicht einfach und eindeutig. In dieser Phase überzog Bodo, der Gegner konnte die Qualität geben und erhielt 3 Bauern und plötzlich war die Stellung verloren. Der Spieler von Bille konnte aber irgendwie mit dem ganzen Material nicht viel anfangen. Er tauschte fälschlicherweise die Damen und dann sammelte Bodo die Damenflügel-Bauern ein und konnte das Endspiel einfach gewinnen. Es lief für Fischbek.

Am letzten Brett hatte Jörg Schwarzkopf keine großen Probleme, bis auf eine Stelle, wo er die Qualität einstellte, der Gegner es jedoch nicht sah. Jörg stellte eine taktische Finesse nach der anderen, bis der Spieler von Bille etwas (und etwas mehr) einstellte. Ein weiterer Punkt für uns.

Bei Dirk geschahen dann unerwartete Dinge. Sein Gegner verlor völlig den Faden, stellte erst einzügig einen Bauern, dann sofort danach die Qualität und die Stellung und Dirk konnte sich freuen. Er hatte als weiser Mannschaftsführer auch eine Erklärung: „Man muss eben die schmutzigen Partien gewinnen.“. So also gewinnt man Mannschaftskämpfe, vielleicht eine Idee für süddeutsche Millionen-Kader-Vereine mit Hang, den Trainer für alles verantwortlich zu machen und stillos zu entlassen?

Hubert probierte mit einfachen taktischen Drohungen, die Stellung des Gegners zu erschüttern, funktionierte jedoch nicht. Mit Bauer mehr und Läuferpaar entschied sich Hubert, den Mannschaftssieg zu zementieren. Ich weiß, dass er hundemüde war – seine Entscheidung ist menschlich nachvollziehbar. Sie verdarb auch nichts.

Matthias hingegen verpasste seinem Gegner gleich zwei Doppelbauern, musste jedoch einen Bauern geben. Diesen konnte der Gegner jedoch nicht verwerten. Ganz abgeklärt (als wenn er das 20 Züge vorher bereits gesehen hat) holte sich Matthias den Bauern zurück und entschied sich in recht remislicher Stellung zur Punkteteilung.

Philip konnte im Endspiel einen Bauern gewinnen, musste jedoch eine technische Verwertung im Damenendspiel finden. Sein Gegner half durchaus etwas mit, es war jedoch auch nicht einfach zu spielen. Indes ein klar verdienter Sieg für Philip und in Gänze ein 7:1 Sieg für die zweite Fischbeker Mannschaft und ein erhebliches Aufatmen nach dem grottigen Saisonstart.

Und nein, es tanzten keine felligen Ewoks zu skurriler Musik im Vereinslokal – so weit ist die Cannabis-Legalisierung noch nicht gekommen. In zwei Wochen geht es dann gegen unseren Lieblingsgegner-Verein, dem HSK…

to be continued…

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