Die geilsten Jobs haben die Fischbeker Mannschaftsführer und das ist einfach zu erklären. Spieler erkranken, haben Termine oder andere Widrigkeiten des Lebens fallen genau in den Zeitraum eines Mannschaftskampfes. Kein Problem für die Chiefs Jürgen, Dirk, Andreas und Manfred – Ersatzspieler sofort da, Mannschaft vollzählig und es geht los. Davon können andere Vereine wahrlich nur träumen.
Sofort sprangen Ceren Sural und Peter Schausten ein und besetzten Brett 7 und 8 bei diesem wichtigsten, letzten und finalen Mannschaftskampf gegen Schachelschweine. Klassenerhalt oder Abstieg…
Kapitän: „Beide Diesel“
Offizier: „So, jetzt kommt´s nochmal darauf an.“
Maschinenwart 1: „Na…“
Maschinenwart 2: <Erst zögernd, dann drückt er den Starthebel nach unten> Die Dieselmaschine beginnt rumpelnd zu starten und läuft dann.
Maschinenwart 2: „Ich glaub… der läuft. Ich glaub der läuft.“
Maschinenwart 1: <unverständliches Gebrabbel> Er beginnt hysterisch zu lachen.
Ausschnitt der genialen Musik von Klaus Doldinger „Rückzug“ beginnt und untermauert die Szenerie
Maschinenwart 3: „Er läuft!“
Maschinenwart 2: „Er lääääuuuuft!“
Maschinenwart 1: „Jaaa!“
Das U-Boot nimmt schnelle Fahrt auf.
Kapitän: „Diesmal erwischen sie uns nicht – diesmal nicht!“
(Szene aus „Das Boot“ – Gibraltar)
Das Orakel Matthias Luckhardt hatte unrecht. Die Schachelschweine traten nicht in Bestbesetzung an. Ein Mitglied erfuhr erst 2 Stunden vor dem Beginn von seinem Einsatz und kam merklich verspätet. Ein weiterer Spieler hatte vorher verkündet, dass er am späten Freitagnachmittag noch ein Meeting/Konferenz hat und erschien nicht. Nach bereits einer Stunde stand es 1:0 für Fischbek (Arbeitgeber hat große Chancen zur Wahl „Best Workplace“.).
Peter Schaustens Partie lief gut an, er gewann schon in der Eröffnung eine Figur. Die Gegnerin bekam dafür immerhin 2 Bauern und rochierte lang und ging damit „all in“, um den Tisch zu drehen. Der Routinier Peter spielte jedoch klar, solide und hatte dadurch die bequeme Lage, entweder durch eine Bauernumwandlung noch mehr Figuren zu gewinnen oder weiter auf Königsangriff zu gehen und dadurch die Dame zu gewinnen. Er entschied sich für Letzteres – 2:0 für Fischbek.
Offensives Positionsspiel – so könnte man Ceren Surals Spielstil beschreiben. Ihr Gegner kam damit nicht so gut zurecht. Königsflügel geschwächt, zwei Figuren etwas komisch hingestellt, da schlug es schon ein.
Captain Sulu, USS Excelsior: „Target that explosion and fire!“
Captain Kirk, USS Enterprise: „Fire!“
<Die Photonentorpedos schlagen in den getarnten Bird of Prey ein und vernichten ihn.>
(Szene aus StarTrek VI – The Undiscovered Country)
Ceren gewann einen Bauern, bekam die überlegene Stellung und hatte kein Probleme, das Ding ganz schnell zu gewinnen. 3:0 für Fischbek (läuft!) (Ceren‚den net, güçlü, üstün oyun – işte böyle çalışır.).
Ungefähr Ähnliches spielte sich bei Hubert Kopyto ab. Wenn man sich in der Hauptvariante von Caro-Kann fragt, ob man nun 4. … Sbd7 (Karpow), 4. … Lf5 (ganz klassisch) oder 4. … Sf6 (der neuste Schrei) spielt, so überraschte der Gegner mit 4. … g6. Hubert spielte daraufhin wie entfesselt. Jeder Zug ein Peitschenhieb für den Gegner, klare Überlegenheit für Hubert und der Gegner investierte viel Bedenkzeit, um irgendwie nicht unmittelbar Material zu verlieren.
Ruhiger ging es bei Dirk Thomzik zu, zumindest auf dem Schachbrett. Meines Wissens ist die Essensaufnahme bei Turnierpartien untersagt. Dirks Gegner hatte anscheinend merklichen Kalorienbedarf, aber aufregend war die Stellung nicht. In der Skandinawischen Verteidigung, untermalt von Essensgeräuschen, zog man die Figuren hin und her.
Dafür suchte Matthias Luckhardt die Entscheidung. Der Gegner hatte sich sehr solide aufgestellt und nun ging es darum, asymmetrisch Vorteile zu suchen. Der Spieldruck nahm zu und auch der Gegner ließ sich nicht beirren und drohte mit Damengewinn, wenn Matthias nicht aufpassen sollte. So entwickelte sich ein taktisches Gemetzel, wo Matthias schließlich eine Figur gewann und danach den Gegner ins Leere laufen ließ und den Sieg einfuhr. Damit stand es 4:0 – sollte der Klassenerhalt kurz bevorstehen und nicht weglaufen?
Nach einer verhaltenen Eröffnungsphase entschied sich auch Jannis Niemann, die Stellung des Gegners zu bedrängen. Und das ziemlich erfolgreich – das sah schon böse für den Gegner aus.
Dem zuvor kam Hubert, welcher den KO-Schlag suchte, ihn nicht fand (weil es ihn nicht gab), versuchte dann weiter, seinen Stellungsvorteil auf den schwarzen Felder auszunutzen. Der Gegner hatte sich allerdings spielerisch berappelt und egalisierte alle Drohungen. Das vereinbarte Remis mag für Hubert zu wenig gewesen sein – für Fischbek II waren es ein halber Punkt, zwei Mannschaftspunkte und Klassenerhalt!
Einige Menschen haben am späten Freitagnachmittag Arbeitsbesprechungen, Philip Reichhardt macht am Freitagabend ab 19 Uhr Überstunden. Auch hier wieder einmal tobte sich Philip lange in einem Turmendspiel aus. Er hatte zuvor bereits einen Bauern gewonnen und das Ding war eigentlich klar, da der Gegner auf a5 und c4 eklatant schwache Bauern hatte. So also hatten wir wieder einmal eine Lehrstunde von Philip. Es dauerte etwas, aber Philip gewann – Fragen? Wann erscheint das Lehrbuch „Meine Turmendspiele laufen“ von Philip Reichhardt?
Zu guter Letzt spielte Jannis Remis und Dirk verlor. Das führte dann insgesamt zu einem 6:2 Sieg und dem Klassenerhalt.
Ein deutlicher Sieg zum Ende und man fragte sich, warum wir uns in den Runden zuvor so schwer getan haben. Interessant (und einer wissenschaftlichen Untersuchung wert?) finde ich, dass viele Mannschaften so große Problem haben, die Spieler ans Brett zu bringen. Und damit denke ich auch an die Oberliga Nord und die Landesliga.
Neben den ganzen Mühen und Enttäuschungen der Saison muss ich festhalten, dass es augenscheinlich etwas Besonderes ist, bei Fischbek zu spielen. Frag´ ´mal die Mannschaftsführer…
I feel so extraordinary
Something’s got a hold on me
I get this feeling I’m in motion
A sudden sense of liberty
(True Faith – New Order)
Ich gratuliere euch zum Klassenerhalt!