Oberliga Runde 5 : TV Fischbek – SF Schwerin 3,5:4,5

Da hat heute nicht viel gefehlt und wir hätten den Routiniers ein Bein gestellt… Mehr dazu jetzt und exklusiv im Protokoll dieses Spieltages.

Protokoll

10.10 Uhr : Der Mannschaftsführer trifft am Spielort ein. Der Vorsitzende ist bereits vor Ort. Wie immer pünktlich und zuverlässig.

10.12 Uhr : Die aktuelle Anordnung der Tische wird per zweimaligen Augenzwinkern ins Gedächtnis transportiert, danach wird das Mobiliar in vier „Dreier-Tische“ sowie ein „Zweier-Tisch“ für den Schiedsrichter im Westflügel umgewandelt.

10.15 Uhr : Manfred hat die Trennwand nahezu vollständig aufgereiht. Ankunft Denis, der sogleich damit beginnt, Bretter hinzulegen und Figuren aufzubauen.

10.16 Uhr : Ankunft des Schiedsrichters.

10.17 Uhr : Worte des Lobes vom Schiedsrichter zu unseren neuen Schachuhren DGT2500.

10.18 Uhr : Worte anderer Art zu den Silver Timer-Uhren.

10.19 Uhr : Manfred hat den Kaffee angestellt und weist daraufhin, dass die neuen Bretter im anderen Schrank sind.

10.20 Uhr : Abbau der Bretter, Verwendung der neuen Spielsätze eingeleitet.

10.30 Uhr : Nikolas ist da und hilft ebenfalls mit.

10.35 Uhr : Jürgen hat alle Schreibunterlagen und Formulare hingelegt. Der Schiedsrichter hat die Uhren vollständig geprüft und gibt bekannt, dass der Modus 17 alle Regularien erfüllt.

10.40 Uhr : Ankunft der Gegner-Mannschaft. Nach unserem Besuch in Kiel kam heute der schachliche Vertreter einer anderen Landeshauptstadt zu uns nach Neugraben – die Schachfreunde aus Schwerin.

10.41 Uhr Abgabe der Aufstellungen. Die Schweriner gehören seit Jahren zum Inventar der oberklassigen Schachligen, doch in dieser Saison sind sie nicht besonders gut gestartet. Heute wollten Sie anscheinend den Hebel umlegen und reisten zum ersten Mal in der Saison mit den Brettern 1-8 an.

Auf unserer Seite fehlten hingegen Marco und David, doch mit Denis und Nikolas hatten wir spielstarken Ersatz an Bord.

10.54 Uhr : Inzwischen sind Jakob und Carina eingetroffen und auch Andreas kam als Zuschauer und Motivator vorbei.

10.57 Uhr Begrüßung der Gäste und des Schiedsrichters durch den Mannschaftsführer.

10.58 Uhr Ankunft Alex (eine Minute früher als sonst…)

11.00 Uhr Beginn der Runde

11.05 Uhr Ankunft Thomas (eine Minute früher als sonst…)

13:20 Uhr Rundgang des Mannschaftsführers. 2 Stunden sind bereits um, und alle Partien waren umkämpft. Keine Kurzremis in SIcht, sondern interessantes, taktisch geprägtes Schach an allen Brettern !

14.00 Uhr : Christoph holt sich den ersten halben Punkt des Tages. Völlig souverän spielte er mit Schwarz gegen den gegnerischen IM die Eröffnungszüge herunter und war zu keinem Zeitpunkt ernsthafter Gefahr ausgesetzt. Dass Christoph heute nicht zu schlagen war, sah auch der Gegenüber ein und man besiegelte den Frieden.

14.15 Uhr : Thomas war als Zweiter fertig, leider ohne Punktgewinn. In einer taktisch geprägten Partie verblieb er nach einer Kombination mit einem Turm gegen zwei Leichtfiguren, die den Turm aber deutlich beherrschten, was schließlich zur Aufgabe führte.

14:40 Uhr : Ausgleich durch Jürgen – Es waren noch keine 4 Stunden um, aber Jürgens Gegner befand sich mit der Zeiteinteilung schon deutlich im Hintertreffen. Und musste schnelle Entscheidungen treffen. In einem laut Computer „0.0 gar nichts los-Mittelspiel“ schnappte der Schweriner zu – und opferte einen Springer auf g3.

Die Sekunden vor dem Einschlag…

Stellung nach 29. De2 – Schwarz spielte jetzt 29… Sxg3, doch nach 30. Kxg3 Txf4 muss Weiß nicht mit dem König auf f4 schlagen, sondern kann 31. Txe6 spielen. Damit hat Weiß zwei Springer für einen Turm. Die Partie endete nach 31… Df8 ? 32. Sxd5 Tf1 33. Kg2 Tf7 34. Se7+ Kg7 35. Sxc5 Te8 36. De5+ Kh6 37. Sg8+

Ende.

15:10 Uhr ZEITNOTPHASE ! Der Schiedsrichter stand mittig im Raum, hatte seine Augen auf alle 5 verbliebenen Bretter gerichtet. Doch durch das Increment von 30 Sekunden pro Zug ist die Zeit eigentlich nicht mehr das Problem. Sondern die Entscheidungen, die man in diesen 30 Sekunden trifft… Schauen wir uns an, wie das lief.

Jakob hatte an Brett 3 ebenfalls einen Titelträger gegenübersitzen, der sich einfach traute, mit seiner Dame in Jakobs Lager einzufallen und eine Qualität zu erbeuten. Somit entstand folgende Stellung :

„Die weiße Dame möchte bitte aus der Spielecke abgeholt werden.“

Wird die weiße Dame entkommen können ?

Jakob dachte hier sehr lange nach. Er würde gerne 12…f6 spielen, denn nach 13. Sxc4 Lxg3 14.hxg3 Sc6 wäre die weiße Dame nicht mehr zu retten und müsste sich gegen einen Turm tauschen. Doch Weiß hat auf 12…. f6 das listige 13. Lxc4 fxe5 14. Lxd5 und Schwarz bekommt seine Figuren nicht so koordiniert, um die Dame dauerhaft einzusperren. Jakob ging hier viele Kandidatenzüge durch (12…b5, 12…La6, 12….Sa6) und entschied sich letztlich für das forcierende 12…Lb7 13. Dxa7 Sa6 14. Lxc4 Ta8 15. Dxa8 Lxa8 16. Lxa6 mit unklarer Stellung durch Dame gegen zwei Türme. Die beste Chance war tatsächlich 12…La6 mit der Idee …f6.

Jakob hatte keine Minute mehr, als er seinen 40. Zug ausführen musste.

Schwarz am Zug – noch eine Minute bis zur Zeitkontrolle…

Auch die Analyse zeigte – Schwarz bekommt seinen König nicht nah genug an den weißen Monarchen heran, um Mattmotive aufzustellen. DIe Dame alleine kann nur Schach geben. Und das muss sie auch. Schafft es der weiße König, sich einzumauern, könnte er sogar noch auf Gewinn spielen. EIne schöne Partie mit den schwarzen Steinen von Jakob !

An Brett 4 ging es mit nicht viel weniger Tumult zur Sache. Carina hatte sich mal für die Frauenbundesliga auf eine bestimmte Variante vorbereitet und durfte heute davon profitieren.

Stellung nach 13…Sb6

Zu diesem Zeitpunkt lief ich an dem Brett vorbei und meine Schachsensoren schlugen Alarm. 14. axb4 cxb4 und Schwarz bekommt die Figur zurück, zudem ist der König in Gefahr. Zusätzlich droht 14…d4, wie verhindert das Weiß eigentlich ?

Die Antwort war : Gar nicht. 14.f5 !? ist hier der richtige Zug. Später erfuhr ich von der Variante, und dass 13….Sb6 der erste Zug war, der nicht analysiert war. Doch Carina hatte 14.f5 am Brett gefunden und hatte nach 14…exf5 15. axb4 cxb4 16. Sxd5 erstmal Material mehr.

Schwarz hatte dafür die Initiative und konnte sich schnell entwickeln. Carina musste Material zurückgeben und nach der Zeitkontrolle ging die Partie in ein remisiges Endspiel von L+S gegen T+B.

Denis spielte an Brett 7, hatte dafür aber einen FM als Gegner, der in den Vorjahren meist am Spitzenbrett eingesetzt wurde. In einer strategisch geprägten Partie hielt Denis mit Schwarz gut dagegen, und ließ zunächst nicht viel zu. Sein Gegner verschaffte sich Raumvorteil auf dem Brett und schob seine Truppen peu a peu nach vorne. Denis gab dann einen Bauern und wickelte ins Endspiel ab. Doch die weißen Figuren spielten gut zusammen, sodass ein weiterer Bauer gegeben werden musste. Das war zuviel für die übrigen Truppen auf schwarzer Seite.

16:30 Uhr Es steht 2,5 : 3,5, Nikolas und Alex spielen noch. Die WhatsApp Gemeinde wird von den Reportern vor Ort ab und zu mit Stellungen versorgt.

Nikolas spielte gegen einen erfahrenen Spieler, der 300 Rating-Punkte mehr auf dem Papier stehen hatte. Rund um die Zeitkontrolle ging die Initative mehr und mehr an Schwarz, doch erst im Endspiel zeigte das Wirkung. Nach 6 Stunden Spielzeit war das Endspiel mit gleichfarbigen Läufern leider nicht zu halten, wodurch der Kampf entschieden wurde.

Immerhin holte Alex kurze Zeit später noch den Ehrentreffer. Nach einer bis dahin soliden Vorstellung mit den schwarzen Steinen kam folgende Stellung zustande

Stellung nach 41…. Sd5

Der Bauer auf f4 wird wohl fallen. Aber reicht das aus, um zu gewinnen ? Wo müssen die Bauern nach vorne gebracht werden ? Wo läuft der König hin ?

Stellung vor 61…Sxb2

Weiß hat also die schwarzen Bauern am Damenflügel angegriffen und somit nach vorne gepeitscht. Der schwarze König rannte hinterher, erobert zusammen mit den Springern den b-Bauern und nun entsteht ein gefährlicher Freibauer auf der a-Linie.

Weiß opferte noch seinen Springer für den a-Bauern und hoffte darauf, den Läufer für die letzten Bauern geben zu dürfen, doch Alex behielt die Nerven und heimste einen vollen Punkt ein.

17:46 Uhr – Das Spiel ist aus, die Tische wieder in die Ausgangsformation geschoben, die Bretter in den richtigen Schränke verstaut und die Kaffeekannen abgewaschen. Der Vorsitzende kommt wie immer pünktlich und zuverlässig und schließt ab.

20:12 Uhr : Der Schiedsrichter schickt mir per Mail die Partien im .cbv Format zu. „Das ist ein Service“, denk ich. „Und auch noch so schnell… Da könnte ich ja glatt schon den Bericht schreiben…“

23:41 Uhr : Der Mannschaftsführer tippt den letzten Protokolleintrag für den Bericht.

23:42 Uhr : Bilder. Andreas hat auch noch so schöne Bilder gemacht.

23:43 Uhr : Der Eintrag von 23:41 Uhr wird gestrichen.

23:49 Uhr : Impressionen des Tages :

Auf die Plätze, fertig, los !
Die Qual der Wahl…
Jakob mit Dame
Alex mit feiner Endspieltechnik

23:54 Uhr Der Mannschaftsführer schreibt den letzten Protokolleintrag. Ich halte fest – es braucht schon die ersten 8, um uns zu bezwingen. Wir sind weiterhin im Rennen und können durchaus mithalten. In drei Wochen folgt das nächste Heimspiel. Gegen St. Pauli II. Und ich weiß schon, wer um 10.10 Uhr pünktlich auf dem Parkplatz steht….

Kommentar hinterlassen