Am 14.01.2024 fand das bis dato am weitesten entfernte Oberliga-Auswärtsspiel des TV Fischbek statt — es ging in die Schleswig-Holsteinische Landeshauptstadt Kiel an die Ostsee. Schon früh in der Saison kam die Idee auf, sich dort für die Nacht von Samstag auf Sonntag in ein Hotel einzubuchen und eben nicht schon sehr früh aus Hamburg starten zu müssen. Und so buchten sich das gesamte Team (Christoph, Jürgen, Jakob, Marco, Carina, Alexander, Thomas, David) sowie unsere Premium-Groupies Andreas und Nikolas in einem Hotel mit dem Thema Gummistiefel ein.
Zu „We are the Champions“ fuhren Jürgen, Alexander, Jakob und Carina in Kiel ein und wurden in der Hotellobby freudestrahlend von Thomas begrüßt. Im Laufe der nächsten Stunde tröpfelte auch der Rest des Teams und der Fans ein, während derer die Serrer-Zange vehement versuchte, Marco die „Carlsen“-Variante im Franzosen schmackhaft zu machen. Durch leichten Regen stiefelten wir dann zu Carinas Kieler Stammlokal, welches sie schon bei einem vorherigen Mannschaftskampf ausspähen konnte.
Noch am selben Abend sorgte Andreas für ein wenig schachkulturelle Bildung unter den Jungspunden und ließ uns das legendäre Duell Fischer-Spassky historisch akkurat nachspielen, während der Rest der Mannschaft ein wenig interkulturelle Bildung im nahegelegenen Irish Pub genoss.
Der nächste Morgen begann mit einem guten Frühstück mit Brötchen, frischen Pancakes aus der Pancake-Maschine, Käse, Wurst, Pancakes, Rührei, Marmeladen, Pancakes, Obst, Joghurt und habe ich schon die Pancakes erwähnt?
Frisch gestärkt strömten wir zum Spiellokal in der Max-Planck-Schule (Max Planck) und wurden noch am Eingang von den Gastgebern in Empfang genommen. Die Doppelbauern ließen sich nicht lumpen und versorgten uns auch noch mit einer Auswahl an Getränken und Snacks – Danke!
Um 11:00 dann der Anpfiff, hochkonzentriert an 8 Brettern, Kiel in der Favoritenrolle, aber Fischbek mit den vollen ersten acht Spielern unserer Setzliste!
Die Startphase der Begegnung begann eher mit Graupel denn mit Sonnenschein an den Brettern. Jürgen, welcher als Gegner Holger Hebbinghaus erwischte, grummelte noch, dass er nicht nach Kiel fahren müsste, um gegen Marmstorf zu spielen, fügte sich dann jedoch seinem Schicksal. Marco und Jakob mussten sich schon in der Eröffnung großen und unerwarteten Problemen stellen.
Schon früh ging Jakobs Partie zu Ende, der sich in der Eröffnung ausmanövrieren ließ und sich aus dem anschließenden Matsch nicht mehr befreien konnte. Sein Kommentar nach der Partie: „Ich wusste, dass ich zu wenig geschlafen hatte, nachdem mir nach 20 Minuten Überlegung an langer Rochade auffiel, dass mein König gerade eben erst zwei Züge gemacht hatte.“
Vom Regen in die Traufe schlitterte auch David, der zwar das Mittelspiel überlebte, das resultierende Springerendspiel mit vielen vielen Bauern jedoch nicht mehr halten konnte. So stand es schnell 0-2 und erste Sorgenfalten erschienen auf den Gesichtern der Fans.
Doch dann der erste Sonnenstrahl: Alexander konnten die Rückschläge nicht aus der Ruhe bringen und er ließ mit den schwarzen Steinen nichts anbrennen. Durch den frühen Zug …b5 brachte er den weißen Angriff zum erliegen, bevor er überhaupt entstanden war. Später tauschte sich der größte Teil des Damenflügels weg. Der erste halbe Punkt war eingefahren. Die Mannschaft witterte Morgenluft.
Inzwischen stand Marco… komplett auf Verlust. Sein System gegen das weiße Londoner Spiel wurde von einer Flut von Bauern überrannt, die einfach alle seine eigenen Bauern gefressen hatten und zu diesem Zeitpunkt bereits gedeckt auf der 6. Reihe standen.
Kurze Zeit später sah er sich bereits genötigt, weiteres Material zu opfern, um zumindest ein wenig den weißen König aufzureißen und Verwirrung zu stiften. Und tatsächlich, Caissa hatte Gnade: Marcos Gegner wuchsen Marcos grimmige Dame und Turm bei wenig Bedenkzeit dermaßen über den Kopf, dass er offenbar aus Verzweiflung Remis anbot, was Marco nur dankend annehmen konnte.
Bei Thomas waren er und sein Gegner sich nicht ganz einig, welche Struktur gespielt werden sollte. Während Thomas Gegner lange Zeit an einem klassischen Drachen herumwerkelte, befand Thomas, dass es doch eher ein Sc3-Aufbau mit seinem Bauern auf e2 sein sollte. Einig darüber, sich nicht einig zu sein, einigten sie sich quasi zeitgleich zu Marco auf Remis.
Nach wie vor lag Fischbek 2 Punkte hinten, doch die noch spielenden Bretter ließen die Mannschaft nicht im Regen stehen. Als nächstes wurde Carina fertig, die sich so lange über ihren wirklich tollen Springer gefreut hat, bis ihr Gegner doch noch ein wenig Gegenspiel aufbauen konnte. Doch am Ende entschied ein Damenmanöver, auf das sie schon ein bisschen stolz ist.
Die Aufholjagd hatte begonnen. Kurz darauf zeigte Christoph seinem Gegner Mats Beeck das Finale einer Karlsbad-Bilderbuchpartie, in der er demonstrierte, warum die Struktur unangenehm zu spielen ist, wenn Schwarz bereits b6 gespielt hat. Der Ausgleich war auf dem Punktebrett und ausgerechnet Jürgen musste dann seine Stellung mit einem Drei-gegen-Vier-Turmendspiel gegen Holger verteidigen. Das Hamburger-Süden-Duell entschied also den Wettkampf.
In Jürgens Partie war zuvor seine Dame auf kulinarische Wanderschaft gegangen, was jedoch auch die weißen Figuren aktivierte. Jürgen konnte die weiße Aktivität jedoch noch zu nur einem Minusbauern am gleichen Flügel herunterhandeln und musste nun folgende Stellung verteidigen:
Nach einigen Versuchen hatte Holger dann auch ein Einsehen. Der Endstand hieß 4-4 und damit haben wir uns nun im Mittelfeld der Oberliga etabliert (das Ligaorakel sagt uns immer noch eine Abstiegswahrscheinlichkeit von 96% voraus, aber hey…)!
Die Heimfahrt wurden mit weiteren Musikquiz-Spielen verbracht, die Jürgen und Alexander leichterdings weggerätselt haben (Zitat Jürgen: „Ich arbeite nebenbei übrigens auf dem Jahrmarkt als Hellseherin.“).
Die nächste Begegnung wird am 04.02. wieder gegen eine der entfernteren Mannschaften sein – diesmal aber daheim bei uns. Auf dann!