Siebenmal ausgekämpft – einmal kampflos / ein Abend ohne Glück und ohne Cola-Doppelkorn / Marmstorf 2 – Fbk 2 5:3

Wenn sich jemand in einem Jahr diesen Bericht zu Gemüte führt, sind gewisse Dinge schon in Vergessenheit geraten. Es war Januar, die Tage davor bitterkalt, die Wochen davor Dauerregen, Niedersachsen lief mit Wasser voll und eine arg subventionierte Branche protestierte gegen die Reduzierung ihrer geschenkten Zuwendungen. Also ein normaler Tag zu dieser Zeit – nein, nicht ganz. Es war der Beginn der Ligaspiele der zweiten Fischbeker Mannschaft und man traf gleich auf den nominell stärksten Gegner – auswärts. Die Spiele begannen tischrück-, materialaufbau-mäßig verspätet. So hatte unser Brett zwei vielleicht doch die Chance, rechtzeitig zum Spiel zu erscheinen. Das passierte nicht – Nahverkehr durch hubraumstarke Nutzfahrzeuge der oben erwähnten Branche blockiert – nichts ging mehr – kampflos – eins zu null für Marmstorf.

Danach wurde hart gerungen und die Zuschauer/Fans (Fischbek: „Tausende“, Marmstorf: keine) konnten sich an unterschiedlichen Strukturen und großem Kampfeswillen erfreuen. Schade nur, dass die Theoriekenntnisse des Mannschaftsführers Dirk Thomzik an einem Punkt endeten, Vorteil für seinen Gegner, der diesen erbarmungslos ausbaute.

Jannis Niemanns Stellung gefiel mir zu Anfang nicht, aber der Gegner patzte und Jannis hatte die schönste und deutlich gewonnene Stellung – wann hat man schon im Mittelspiel einen Bauern bereits zwei Felder vor Umwandlung? Leider revanchierte sich Jannis im Gegenzug und stellte alles ein, zugegebenermaßen in Zeitnot.

Zu dem Zeitpunkt machte es Hubert Kopyto seinem Gegner erst einfach, er stellte zwei Bauern so schlecht, dass diese vom Marmstorfer einkassiert wurden – Drops gelutscht? Nein, mit einer gewissen Bewunderung konnte ich beobachten, dass Hubert dann wie Hubert spielte: erheblicher Widerstandswillen, kreative Verteidigungszüge, taktische Finessen. Hat aber nicht geholfen, zwei Bauern und später eine ganze Figur weniger sind dann doch zuviel.

Zu diesem Zeitpunkt stand die Niederlage also bereits fest und die anderen Partien verloren an Bedeutung. Das ist schade, denn hier gab es interessantes Schach zu sehen. Unser Brett acht mit Jörg Schwarzkopf stand erst richtig gut, dann mies – vielleicht das leistungsgerechte Unentschieden?

Unser Revolverheld der letzten Saison Andreas Wanke spielte heute anders. Nicht unbedingt die taktischen blauen Bohnen kamen aus seinem Colt. Nein, er spielte heute positionell und das in beeindruckender Weise. Er zeigte seinem Gegner, wie man voreilige Bauernzüge umgeht und Unheil anstiftet. Er bedankte sich für die geschenkte a-Linie und fraß gerne den Bauern auf a7. Danach ging es noch weiter, bis der Gegner durchlöchert das Handtuch warf. Andreas kaltblütig, schnörkellos und abgeklärt – die qualitativ beste Partie des Abends.

Unausgeglichen blieb Matthias Luckhardt (und auch die Stellung) – er war nicht zufrieden, mit seinem Spiel, seinem Erinnerungsvermögen und so. Sein Gegner blieb auf erstaunliche Weise passiv, lavierte herum, es war nicht klar, welchen Plan er verfolgte. („Woran können wir glauben? Wo führt das hin? Was kommt und bleibt?“ – Frieda Gold: Wovon Sollen Wir Träumen?)

Dann kurz vor der Zeitkontrolle verliert Matthias zwei Bauern, gewinnt nach einer Ungenauigkeit gleich einen wieder zurück und kämpfte uns Remis. Die Aussichten eher nicht so gut, weil der Marmstorfer das Läuferpaar und einen aktiveren König hatte. Es ist aber auch vielleicht einfach undankbar, ein Leichtfigurenendspiel mit 15 Minuten Restbedenkzeit zu gewinnen. Matthias hält schnell und problemlos Remis – ein Zeichen seiner spielerischen Stärke. Das mag ihn versöhnen.

So kam es gleich zu Anfang der HHMM 2024 zu einer Niederlage. Mannschaftskämpfe werden teilweise an 1 bis 2 Brettern entschieden. Wenn Philip Reichhardt nicht kampflos verliert, wenn Jannis Niemann das einfach gewinnt, dann wären wir glücklich gewesen. Es hat nicht sein sollen. Und so fuhren wir durch die Nacht mit schmelzendem Eis auf den Straßen nach Hause. Hätten wir wenigstens noch die Leute auf den Treckern getroffen, hätten wir uns wenigstens noch mit Cola-Doppelkorn wegballern können… seufz.

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