2. Spieltag der Landesliga: Fischbek I weiter Tabellenführer

Nach dem glorreichen 4,5-zu-3,5-Sieg gegen St Pauli III in der ersten Runde, der den TV Fischbek auf dem ersten Tabellenplatz der Landesliga stehen sah — den anderen 4,5:3,5s in der Liga und der zweiten Feinwertung sei Dank — hieß es nun in der zweiten Runde: Nachlegen! Und genau das taten wir.

Die erste Hürde beim Auswärtskampf in Großhansdorf stellte allerdings das Spiellokal dar. Nachdem die Truppentransporter den Großteil der Spieler:innen ausgeladen hatten, standen diese vor Hausnummer 30 vor verschlossener Tür in der Kälte herum. Ein vorbeispazierender fremder Herr half auch nicht weiter. Als dieser dann aber ein Stückchen weiter in ein Haus mit der Nummer 30a eintrat, wurde uns klar: wir stehen vor der falschen Tür. Also auf zu 30a! So war rechtzeitig vor Spielbeginn dann doch die gesamte Fischbeker Mannschaft versammelt.

Einen besonders starken Gegner bekam Christoph Serrer an Brett 1 vorgesetzt: GM Matthias Wahls. Davon ließ sich Christoph aber nicht aus der Ruhe bringen, ließ mit Weiß nichts anbrennen und sicherte uns einen ersten halben Punkt.

Alexander Schneider wurde als nächstes fertig. Er war mit Schwarz mit einer vielversprechenden Stellung aus der Eröffnung gekommen: ein hübsches Bauernzentrum und gute Chancen auf Angriff gegen den weißen König. Leider schaffte Weiß es aber nicht nur, die Damen vom Brett zu nehmen, sondern konnte dabei auch noch gleich das schwarze Bauernzentrum aufbrechen und mehrere Bauern erobern. Punkt für die Gegner.

Einen weiteren Brocken zu bewältigen hatte Jürgen de Voogt mit Schwarz gegen IM Anita Gara. Diese Partie ließ sich zunächst gut an: Jürgen konnte in der Eröffnung einen Bauern erobern (man könnte wohl sagen, dass Weiß ihn eingestellt hat, und dann versuchte, ihn noch möglichst günstig zu opfern). Dafür hatte Weiß aber ein Läuferpaar und Angriff gegen Jürgens König. Hier war es also spannend.

Carina an Brett 4 hatte die etwas ungewöhnliche Entscheidung zu treffen, einen f7-Bauern zu opfern, um den König von e8 mittels langer Rochade wegzubekommen — hin zum Damenflügel, wo ihre schwarzen Bauern schon bis c4/b4/a5 gelaufen waren. Eine höchst unklare, unausgeglichene Stellung; eigentlich also genau das, was man bei Carina sehen möchte, wenn auch erstmal mit einem Bauern weniger.

In meiner eigenen Partie hatte ich mit Weiß eine Struktur bekommen, in der lediglich ein Leichtfigurenpaar getauscht ist und die restlichen Figuren bei recht offenem Zentrum fleißig hin- und her manövrieren. Mit dem Hin und Her habe ich es aber wohl ein bisschen übertrieben, als ich innerhalb von fünf Zügen Sg3, Sh5, Sg3 und nochmal Sh5 gemacht habe, nur um direkt im nächsten Zug mit dem Springer nach f4 zu hopsen, wo er prompt getauscht wurde.

Den Ausgleich für Fischbek erzielte Marco Rolf an Brett 5, der gegen das schwarze Fianchetto fröhlich mit f2-f4-f5 vorangestürmt war. Hier beendete eine hübsche Kombination die Kurzpartie:

Weiß (Marco) am Zug gewinnt mit dem ungewöhnlichen Motiv fxg6 hxg6 Se6!, was den schwarzen König auf die h-Linie in ein Mattnetz hinein zwingt: fxe6 Lxe6+ Kh7 Tf3 und der König macht’s nicht mehr lange.

Stark gespielt — 1,5:1,5.

Meine eigene Partie war dann auch schon die nächste, die zuende ging. Mein Gegner eroberte meinen etwas zu waghalsig vorgepreschten h-Bauern, entschied sich dann aber beim Rückzug der Dame bei der Auswahl zwischen drei Möglichkeiten für das (einzige) falsche Feld:

Schwarz am Zug, wohin mit der Dame?

In der Partie kam Dg4 c4 und der Springer ist mangels Feldern leider weg; es wurde noch f4 cxd5 fxg3 probiert, aber Weiß kann ohne Probleme mit dxe6 auch den Läufer einsammeln.
Spielbar sind hingegen: Dg5, mit der Idee c4 Dxc1 Txc1 Se7, da jetzt der Läufer auf e6 nicht mehr hängt; sowie Dh5, wonach die Variante der Partie nicht geht: c4 f4 cxd5 fxg3 droht jetzt nämlich sofort Matt, sodass Weiß den Le6 nicht bekommt.

Damit stand es 2,5:1,5 für Fischbek.

Carina hatte derweil ihren Rückstand von einem Bauern ausgebaut auf gefühlte fünf Bauern, dafür allerdings ihre Dame in die Nähe des weißen Königs bekommen. Da die meisten weiß(feldrigen) Figuren irgendwo tief zwischen den wenigen verbleibenden Schwarzen Bauern versteckt waren, konnte sich der weiße König nur von seinen zwei Türmen beschützen lassen. Das reicht aber nicht, um eine Dame nachhaltig loszuwerden — Dauerschach zum 3:2 für die Gäste.

Der Stand in den verbleibenden drei Partien zu diesem Zeitpunkt: Jörg Schwarzkopf an Brett 8, sehr kurzfristig eingesprungen, musste eine Stellung mit einem Bauern weniger verteidigen; Nikolas Egelriede an 7 hatte wie aus dem Bilderbuch in einer Isolani-Stellung die gegnerische Rochadestellung angegriffen, auf g6 einen Läufer geopfert und dafür (plus einen Turm) die schwarze Dame gewonnen; und Jürgen hatte es geschafft, IM Garas Mattangriff durch Damentausch abzuwenden und den Mehrbauern dabei zu behalten. Sein resultierendes Endspiel war allerdings Turm+Läufer gegen Turm+Läufer mit ungleichfarbigen Läufern. Der Mehrbauer indes versteckte sich in der Struktur h7-g6-f7 gegen h6-g5, mit einem weißfeldrigen Läufer für Jürgen. Hier musste also leider trotz nominellem Mehrmaterial zäh verteidigt werden, um den h7 nicht irgendwann zu verlieren: Weiß durfte es weder schaffen, mit dem Turm am Damenflügel einzudringen und auf die achte Reihe und damit nach h8 zu kommen, noch mit dem König über e5 und f6 nach g7 gelassen werden. Ein Remisangebot von Jürgen wurde auch direkt abgelehnt.

Nikolas stand mit Dame gegen Turm+Läufer zwar sicherlich irgendwie auf Gewinn, aber Partien gewinnen sich leider nicht von alleine: hier war noch ein gutes Stück arbeit zu tun. Aber am Ende war auf Nikolas Verlass:

Der schwarze König wurde von den weißen Schwerfiguren über das ganze Brett gejagt: erst von der 7. Reihe aus bis das zur weißen Grundreihe; und dort angekommen, schwenkt Weiß direkt wieder um mit Th1 und Db5-f1. Mit dem letzten schwarzen Zug, Kxa3, tritt Schwarz den Weg zurück ins eigene Lager an, aber Da6+! von Nikolas beendet die Partie sofort mit einer hübschen und so herum eher selteten Geometrie.

Der erste Mannschaftspunkt war also schonmal gesichert: 4:2 für Fischbek. Jetzt hieß es Daumen drücken, dass Jürgen und/oder Jörg ihre Stellungen halten konnten. Jürgens Stellung war weiter trügerisch: er verlor zwar Scheibchen um Scheibchen an Boden, aber mit ungleichfarbigen Läufern fühlt es sich ja tortzdem immer so an, als ob es irgendwo eine Festung geben müsste — ganz besonders mit einem Mehrbauern.

Jörg versuchte, seine Stellung mit Wenigerbauern durch möglichst aktive Verteidigung zu halten, ganz egal, ob dabei noch mehr Bauern fallen sollten. Hierfür wurde am Königsflügel alles nach vorne geworfen war Beine hat. Begünstigend hierbei war das Zeitmanagement des Gegners, welcher mehr und mehr Zeit verbrauchte, während die Stellung immer dynamischer wurde — ein schwarzer h-Freibauer gegen ein weißes b-und-c-Pärchen im Wettrennen. Und der Plan ging auf:

(Stellung womöglich nicht exakt wie in der Partie.)
Weiß am Zug hat mehr Material, aber was soll man gegen den sprintenden h-Bauern tun? Versucht wurde Ta2, aber danach konnte Jörg souverän den Mannschaftssieg eintüten mit Tb3!, was Tb1+ und Durchlaufen droht. Das Remisangebot nach Th2 Txb6 wurde von Weiß sofort angenommen. Sieg für Fischbek!

Der Mannschaftssieg stand damit fest. Fraglich war nur, wie die letzte Partie ausging. Im ungleichfarbigen T+L vs. T+L-Endspiel von Jürgen schaffte die internationale Meisterin mit Weiß es in stundenlanger Kleinstarbeit, Jürgen ein Quäntchen Fortschritt nach dem anderen abzutrotzen, bis es schließlich der weiße König doch nach f6 (und sogar f7) geschafft hatte. Der letzte Versuch von Jürgen, dafür immerhin den Damenflügel zu eliminieren, mündete leider darin, dass der schwarze König auf der a-Linie abgeschnitte wurde, während der weiße Turm es eben doch auf die achte Reihe schaffte. Aber macht nichts, Jürgen, Deine Mannschaft hat gewonnen!

Und ist damit mit ihrem zweiten 4,5:3,5-Sieg auch weiterhin Tabellenführer, vor HSK V, welche ebenfalls zweimal 4,5:3,5 gewinnen konnten, aber eben immer noch eine schlechtere Drittwertung haben als wir.

Stand nach zwei Runden: TV Fischbek auf Platz 1 der Landesliga

In zwei Wochen geht es dann weiter gegen Marmstorf. Hoffen wir mal, dass wir wieder mindestens 4,5 Punkte holen!

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