HHMM 2014 – FBK 1 gewinnt gegen Union Eimsbüttel 2 mit 4,5:3,5

Am vergangenen Freitag stand der vorletzte Mannschaftskampf der Saison an, und nachdem wir mit dem Abstieg spätestens nach dem knappen Sieg gegen den nominellen Klassenprimus auch rein rechnerisch nichts mehr zu tun hatten, ging es für uns nun darum, in den letzten beiden Begegnungen vielleicht sogar noch den zweiten Platz zu erreichen oder zumindest den guten dritten zu verteidigen. Das Team von Königsspringer 3 stand de facto vorher als nahezu sicherer Aufsteiger fest, und nach deren Sieg in dieser achten Runde bei gleichzeitiger Niederlage des Tabellenzweiten HSK  6 ist auch das nun in trockenen Tüchern.

Während ich beim Verfassen des Berichts im Vergleich zum Sieg gegen St. Pauli in der Überschrift nur den Gegner austauschen musste, so waren die Rollen vor dem Mannschaftskampf dieses Mal anders verteilt. Von der Platzierung her waren wir in der Favoritenrolle, obwohl wir im Vergleich der tatsächlich aufgestellten Spieler wie auch in der Runde zuvor durchschnittlich 40 DWZ-Punkte weniger aufwiesen. Rechnet man Christoph an Brett 1 heraus, so war der Unterschied sogar jeweils noch erheblich höher.

Wir konnten in jedem Fall befreit aufspielen, während Union Eimsbüttel im Kampf gegen den Abstieg jeden (Mannschafts-) Punkt brauchte und insofern nahezu in Bestbesetzung auflief. Von einem Auftreten mit breiter Brust war bei uns jedoch nicht allzu viel zu spüren, denn nach einem schnellen Sieg für uns sah es an keinem der Bretter aus. Christoph Serrer hatte als Schwarzer wegen der recht unorthodoxen Behandlung der Englischen Eröffnung durch seinen Gegner früh eine merkwürdige Stellung auf dem Brett und einen hohen Zeitverbrauch.

Denis Schermer kam gestresst und malad im Spiellokal an und wählte wohl auch deshalb eine solide Variante. Schon bald bekam man den Eindruck, dass in dieser Partie nicht viel anbrennen sollte. Wenn überhaupt, dann konnte Denis als Weißer anscheinend (scheinbar?) recht gefahrlos auf Sieg spielen. Ein ähnliches Stellungsbild ergab sich an Brett 3 bei Jakob Kneip, wobei ich diese Partie zugegebenermaßen nicht so intensiv verfolgt habe. Angesichts seiner bisherigen Erfolgsbilanz durfte man aber davon ausgehen, dass man sich um seine Partie eher weniger Sorgen machen und insofern nicht so genau hinsehen musste. 😉

Ganz so imposant war die Punktausbeute von Philip Reichhardt bisher zwar nicht, aber seine Stellung lieferte ebenso wenig Gründe zu nachhaltiger Besorgnis. Die Waage in dieser Partie schien sich auch mit zunehmender Spieldauer weder nennenswert in die eine noch in die andere Richtung zu neigen.

Anders sah es leider an Brett 5 bei Sven Becker aus, der sich mit Schwarz einem Morra-Gambit gegenüber sah. Der Zug f6 wollte so gar nicht in das von ihm gespielte System passen, und wenige Züge später fegte es dann auch schon vorentscheidend den geschwächten Bauern auf e6 vom Brett, nachdem Sven eine simple einzügige Drohung nicht angemessen gewürdigt hatte. Diese Partie würden wir verlieren, wenn nicht noch ein Wunder geschah.

Im Gegensatz zum letzten Mal (und wie so oft zuvor) hatte ich dieses Mal keinerlei Zeitprobleme und spielte die Eröffnung relativ schnell herunter. Mein Gegner war schon mit rund 20 Minuten Verspätung eingetroffen und wirkte früh unsicher, was zu tun war, und so wollte ich ihn entsprechend unter Druck setzen. Die Stellung blieb bis zum Abschluss der beiderseitigen Entwicklung zwar ausgeglichen, aber meinem Kontrahenten blieben nach dem 15. Zug nur noch 40 Minuten bis zur Zeitkontrolle — und es sollte doch gerade erst so richtig losgehen.

An Brett 7 schien Andreas Wanke eine bequeme und sicher nicht schlechtere Stellung zu haben, nachdem der Weiße früh "gekniffen" und das Gambit abgelehnt hatte. Die entgegengesetzten Rochaden versprachen jedoch eine kompromisslose Partie mit hohem Risiko, bei der ein Remis am unwahrscheinlichsten schien. Die Stellung von Nikolas Egelriede am letzten Brett vermochte ich kaum einzuschätzen. Während der Gegner optisch gut stand, schien Nikolas als Weißer nur auf den Fehltritt zu lauern, nachdem seine Figuren rasch gefährliche Aktivität entwickeln würden.

An die Reihenfolge, in der die Partien dann beendet wurden, vermag ich mich nicht mehr genau zu erinnern. In relativ kurzer Abfolge kam es zum Friedenschluss bei Christoph, Denis und Philip, und in etwa zum selben Zeitpunkt musste Sven wie erwartet die Segel streichen. Nicht viel später schnappte jedoch eine taktische Falle von Nikolas zu, der nach schwachem Saisonstart mit jetzt drei Siegen in Folge die Form der letzten Saison wiederzufinden scheint. Es stand also 2,5:2,5, und der Mannschaftskampf musste sich in den Partien an Brett 3 (Jakob), 6 (ich) und 7 (Andreas) entscheiden.

Ohne dass ich sagen könnte, wie Jakob es gelungen war, seinen Gegner zu überspielen, registrierte ich dann nach einer Weile, dass er wieder einmal das bessere Ende für sich gehabt hatte und nun mit 7,5 Punkten aus 8 Partien (!) eine herausragende Performance vorweisen kann. Wir benötigten also noch einen Punkt zum Gesamtsieg.

Nachdem bei mir die Eröffnungsphase mit dem 15. Zug abgeschlossen war, ohne dass sich viel ereignet hätte — abgesehen vom oben erwähnten Zeitverbrauch meines Gegners von schon 80 der bis zum 40. Zug verfügbaren 120 Minuten –, ergab sich nach meinem Zug 16. Dc1?! (besser ist 16. b5, mit Vorteil für Weiß) folgende Stellung:

[chessboard]r-q–rk- -pp–pp- –np-n-p —-p— -PPb–b- –NP-NP- —BPPBP -RQ-R-K-[/chessboard]

Schwarz musste nun etwas auf die Tube drücken und suchte sein Heil mit 16. … Df5? in Aktivität und taktischen Verwicklungen. Die richtige Fortsetzung wäre nun 17. Sxd4 exd4 18. Sd5 gewesen, mit der von der Engine angegebenen möglichen Folge 18. … Sxd5 19. cxd5 Se5 20. f3 und klarem Vorteil für Weiß, weil Schwarz eine Figur verliert.

Unangemessen beeindruckt von der Ansammlung der schwarzen Figuren an meinem Königsflügel versuchte ich mit 17. Sb5 solide zu spielen und nicht wieder durch eine taktische Unachtsamkeit die Partie wegzustellen. Schwarz legte jedoch nach mit 17. … Lxf3 18. Lxf3 Sg4?.

[chessboard]r—-rk- -pp–pp- –np—p -N–pq– -PPb–n- —P-BP- —BPP-P -RQ-R-K-[/chessboard]

Nun schien guter Rat teuer, denn der Läufer würde auf f3 verbleiben müssen, schielten doch Dame, Läufer und Springer von Schwarz auf die Achillesferse f2. Immer noch zu sehr auf Sicherheit fixiert und darauf bedacht, meinem Gegner nicht zu viel Gelegenheit zum Verschnaufen respektive Nachdenken auf meine Bedenkheit zu geben, wählte ich zu schnell wiederum die vermeintlich risikolose Variante und spielte 19. Le3?. Richtig wäre das furchtlose 19. Lxg4! gewesen, denn da 19. … Lxf2+ 20. Kg2 daran scheitert, dass die vom weißfeldrigen Läufer bedrohte Dame nicht gleichzeitig auf g4 nehmen und den schwarzen Läufer auf f2 verteidigen kann (20. … Df6 21. Tf1 +-), und 19. … Dxf2+ 20 Kh1 +- zwar einen Bauern erobert, aber eine Figur verliert, bleibt als kleinstes Übel nur 19. … Dxg4 20. Sxc7, ebenfalls mit entscheidendem Vorteil für Weiß.

Stattdessen verlor ich den Faden und Schwarz kam mit Hilfe einer Reihe von zweifelhaften Zügen meinerseits nach 19. … Sxe3 20. fxe3 Lb6 21. Kg2?! Dd7 22. Sc3 Sd8 23. Sd5?! La7 24. e4?! Se6 25. e3?! Sg5 26. Dd1 f5 27. exf5 c6 28. Sc3 Dxf5 29. Lg4 Df2+ 30. Kh1 in Vorteil.

[chessboard]r—-rk- bp—-p- –pp—p —-p-n- -PP—B- –NPP-P- —–q-P -R-QR–K[/chessboard]

Schwarz hatte für die letzten 14 Züge gerade mal rund 20 Minuten verbraucht und schien das Gröbste auch in Sachen Zeitnot mit noch knapp 20 Minuten für die verbleibenden 10 Züge überstanden zu haben, ja sogar besser zu stehen und an einen Sieg denken zu können. Nun aber griff er fürchterlich fehl und entschied die Partie und den Mannschaftskampf mit 30. … Lxe3??. Die nicht ganz offensichtliche, aber um so wirkungsvollere Antwort 31. Te2! führte dann bei meinem Gegner zum mir nur allzu vertrauten Kopfschütteln, das mich die letzten drei Runden und Pleiten "ausgezeichnet" hatte — zu viel war mir taktisch entgangen, defensiv wie offensiv. Obwohl Schwarz eine dominante Stellung sowie einen Bauern mehr hat, kann der Läufer nicht gedeckt werden. Der Bauer auf e5 verhindert zudem, dass Schwarz nach 31. … Df6 sich mit einem Gegenangriff auf den ungedeckten Sc3 hätte retten können.

Schwarz wehrte sich zwar noch einige Züge aufgrund der damit verbundenen Folge von 0 Mannschaftspunkten für das eigene Team gegen das Unvermeidliche, aber die Partie war entschieden und nach 46 Zügen stand der Sieg für Fischbek fest. Dass Andreas sich kurz danach in äußerst komplizierter Stellung mit beiderseitigem Angriff einzügig Matt setzen ließ, war dann zwar persönlich tragisch, änderte aber nichts mehr daran, dass wir den dritten Platz verteidigt und gefestigt hatten!