TV Fischbek vs. Königsspringer IV 5:3

Die Chronistenpflicht treibt mich dazu, dem gestrigen Artikel von Denis noch ein paar Sätze zum letzten Mannschaftskampf der Saison hinzuzufügen.

Die Ausgangslage war klar: Wir spielten für die Galerie, sprich um die Meisterschaft in der Bezirksliga A und Königsspringer um den Aufstieg und – natürlich – ebenfalls um den Meistertitel, den sie "bereits" bei einem 6,5:1,5 gewinnen würden. Zumindest bei einem Sieg würden sie als bester Zweitplatzierter aller Bezirksligastaffeln ebenfalls in die Stadtliga aufsteigen können. Gerne hätte ich den Bericht mit dem altbacken-prosaischen Satz "Um sieben Uhr lag knisternde Hochspannung in der Luft" begonnen. Aber um sieben herrschte nur gähnende Langeweile in unserer beschaulichen Altentagesstätte. Vom Gegner war weit und breit nichts zu sehen. Oder fast nichts. Lediglich ein Spieler der Gastmannschaft erreichte nahezu pünktlich das Spiellokal. Alle anderen quälten sich vermutlich noch durch den chronisch verstopften Elbtunnel.

Mit rund 50minütiger Verspätung konnte es denn doch noch losgehen. Ein spitzes "Neiiin" kündigte das Ende der ersten Partie an. Philip Reichhardt schlug entsetzt die Hände vor das Gesicht und jemand gratulierte seinem Gegner. Zunächt interpretierte ich diese Situation falsch. Das vermeintliche 0:1 entpuppte sich glücklicherweise doch noch als Remis. Gefühlt war es wohl eher eine Niederlage, den Philip hatte glatt eine Figur mehr. Die exakte Chronologie kann ich leider nicht mehr genau rekonstruieren, da mich meine eigene Partie fesselte (Nee, sie quälte mich. Immer hübsch bei der Wahrheit bleiben. Anm. Das Gewissen). Thomas Peters beendete die Saison mit einem schön herausgespielten Sieg, Peter Schausten einigte sich mit seiner Gegnerin auf remis und Denis Schermer gewann das Prestigeduell an Brett 1 gegen einen selbstbewußt auftretenden jungen Gegner. 3:1 zur Halbzeit, das sah schon mal nicht schlecht aus. Etwas trüber war es jedoch um die Aussichten an den übrigen Brettern bestellt. Nikolas Egelriede befleckte seine weiße Weste mit dem einigen Punktverlust der gesamten Saison. Seine Angriffsbemühungen waren von etwas zu viel Optimismus geprägt, der sich leider nicht in Zählbares, nicht einmal einem Remis, umwandeln ließ. 

Am nächsten Tag förderte die Analyse auf dem Großfeldschach zwar einige Möglichkeiten zu Tage, aber …hätte, hätte, Fahrradkette. Die Partie von Christoph Serrer mündete sehr früh in ein Turmendspiel ein. Ehrlich gesagt, es sah für mich als Laien irgendwie nach einem klassischen Remis aus. Allerdings konnte ich die Partie nicht weiter verfolgen und musste mich von meinem Platz aus zunächst nur mit der Interpretation der Physiognomie beider Spieler zufrieden geben. Irgendwann strahlte Christophs Gesicht deutlich Optimismus aus. Kurzer Gegencheck beim Gegner: Hier legte nunmehr Resignation die Gesichtszüge lahm. Diesmal alles richtig interpretiert, alles im Lot und 4:2 für uns. Wir waren damit nur noch ein Remis von unserem Wunschergebnis entfernt.

Doch wer sollte jetzt die Ernte einfahren? Ich nicht. Um es mit einer Phrase aus dem Vokabular eines Fussballreporters zu sagen: Ich fand nie richtig ins Spiel. Gewiss, nachher im "Donnerwetter" sorgte meine Partieanlage für manch heiteren Zwischenruf (nein, es wurde kübelweise Verbal-Jauche über mich ausgegossen), aber so war es nun mal. Auch dieses Mal enthielt  meine Partie den "gespielten Witz" (Zug ausführen – Remis anbieten – dicken Patzer erkennen – beten), den mein Gegner jedoch nicht verstand und meine Agonie um rund zwanzig Züge verlängerte. Subjektiv wähnte ich mich allerdings schon längst im Orkus, aber objektiv war lange Zeit immer noch was drin. Und kurz vor Schluss war die Stellung objektiv sogar vollkommen ausgeglichen, so die Analyse von "Fritz" und "Mannschaft". Naja, dass muss man ja auch erst einmal sehen. Ich tat`s nicht und mein Gegner tat`s.

Zum Glück gibt es ja noch Jakob Kneip. Als Mannschaftsspieler fährt er verlässlich die Punkte ein. Ein Remis hätte gereicht, aber Jakob wollte das Maximale – und erreichte es auch. Gerne hätte er bereits aus der Eröffnung heraus gewonnen, aber es gelang ihm leider nicht, die verdächtige Eröffnung des Gegners ad hoc zu widerlegen. Das schaffte aber die mit Kilkenny, Becks, Alster und KiBA gedopte "Mannschaft" nachts im "Donnerwetter" spielend.

So führte Jakob die letzten Züge der Mannschaftssaison erst gegen Mitternacht aus und durfte zur Belohnung für sein geduldiges Spiel ein 1:0 auf das Formular eintragen. 18:0 Mannschaftspunkte, 51 Brettpunkte – ein Traumergebnis.

Aber woran lag es? In den letzten Jahren sind wir immer wieder bei dem Versuch gescheitert, in die Stadtliga aufzusteigen. Im letzten Jahr gab es sogar den Beinahe-Gau, als wir uns erst im letzten Spiel mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Wilhelmsburg auf den achten Platz retten konnten.

Nun, manche Dinge legen eine Erklärung nahe, andere wiederum nicht. So war es unbestritten ein Glückfall, dass Christoph wie der berühmte Geist aus der Flasche ausgerechnet bei uns aufschlug. Normalerweise sind wir es ja gewohnt, dass gute und sehr gute Spieler ihre schachliche Heimat bei den Großkalibern im Hamburger Schachverband suchen (Namen waren dabei…seufz). Aber jetzt war es plötzlich umgekehrt. Super! Das alleine kann es aber nicht gewesen sein. Man spürte, dass die "Mannschaft" es endlich wollte. So hat Denis für eine einzige Partie seinen Urlaub unterbrochen, ist von Fulda nach Hamburg gefahren, hat beim HSK gewonnen und ist postwendend wieder zurück in den Urlaub gedüst. Oder Matthias, der es sich – obwohl er privat und beruflich stark in Beschlag genommen ist und daher den Einsatz in der letzten Runde quittieren musste – trotzdem nicht nehmen ließ und zur letzten Runde extra von Lüneburg zum Vorbeischauen angereist ist.

Auch Knud  drückte seine Zugehörigkeit zur Mannschaft im Laufe der Saison mit einem überraschendem Besuch aus. Soweit meine kurzen Anmerkungen zu Denis`Bericht. Mal sehen, wie es im nächsten Jahr in der Stadtliga so läuft. Ich freue mich schon – ob als Teil der Mannschaft oder als daumendrückender Spieler der Zweiten.