Ramada-Cup in Bergedorf – Eine Nachlese

Es entspricht einem ungeschriebenen Gesetz, dass die Berichterstattung über ein Schachturnier meist durch die Feder des Gewinners erfolgt. Nun, wenn man dieses ungeschriebene Gesetz zu einem Grundsatz erhebt, müsste wohl in diesem Jahr eine Berichterstattung aus Fischbeker Sicht entfallen. Sechs Vorrundengruppen – sechsmal keinen Fischbeker Sieger – und auch sechsmal keinen Fischbeker Qualifikanten für die Endrunde in Kassel. Trotzdem ist es mir das Turnier wert, ein paar Worte über das letzte Schachwochenende zu verlieren. Um es vorweg zu sagen: Auch ohne Erfolg war das Turnier ein Erfolg (hä?).  

Ein Dutzend Fischbeker waren auch diesmal in Bergedorf mit von der Partie. Erstmals dabei waren Marvin Machalitza und Hartmut Döring. Mit seinen fast 79 Lenzen durfte Hartmut vermutlich einer der ältesten Newcomer der gesamten Turnierserie gewesen sein. Ihm gebührt mein voller Respekt, denn die physischen und psychischen Belastungen sind wahrlich nicht zu unterschätzen. Beide Neulinge zeigten sich voll des Lobes über das Turnier und ich bin sicher, dass wir beide auch im nächsten Jahr wieder am Start haben werden. Doch der Reihe nach.    

In der B-Gruppe (DWZ/Elo von 1901 bis 2100; 71 Teilnehmer) versuchten sich – mit unterschiedlichen Zielsetzungen – Denis Schermer und Matthias Luckhardt. Während Denis, immerhin an Nummer 1 gesetzt, eine Qualifikation anstreben "musste", ging es für Matthias nur darum, sich in Form zu spielen. Zumindest Matthias Zielsetzung scheint sich erfüllt zu haben. In der letzten Runde besaß er sogar realitische Siegchancen gegen Ralf Schöngart (Buxtehude) und hätte im Falle eines Sieges einen der begehrten Qualifikationsplätze erringen können. Tja, die Realität und der Konjunktiv lasen sich selten in Einklang bringen. Am Ende waren es 3 Punkte und Platz 21 in der Endabrechnung. Böse erwischte es Denis – und zwar bereits vor dem Turnier. Ein fieser Virus hatte ihn immer noch im Griff und verhinderte zweifelsohne ein besseres Abschneiden. Eineinhalb Punkte und Platz 59 waren das magere Resultat.  

Die C-Gruppe (DWZ/Elo von 1701 bis 1900; 98 Teilnehmer) war auch in diesem Jahr die "Fischbeker Gruppe". Immerhin fünf der zwölf Fischbeker Spieler starteten in dieser Gruppe, jedoch ohne größeren Erfolg. Unser Bester war natürlich Jakob Kneip, der am Schluß mit 3,5 Punkten auf Platz 10 notiert wurde. Allerdings ist Jakob auch der einzige, der sich bereits im letzten Oktober in Bad Soden für die Endrunde qualifizieren konnte und deshalb in der 5. Runde seine Partie nicht mehr auf Biegen und Brechen auf Gewinn spielen musste. Ganze zwanzig Plätze dahinter kam ich mit 3 Punkten ins Ziel. Nur ein Sieg in der Schlussrunde hätte mir die Chance auf Kassel erhalten. Aber ähnlich wie bei Matthias vermochte ich es nicht, den Sack zuzumachen. So blieb es (im übertragenen Sinne) lediglich beim "Brechen". Es dauerte ein wenig, bis ich meinen Weltschmerz überwunden hatte und mich objektiv der Partienachbereitung widmen konnte. Zwar ließ ich einige gute (Gewinn-)Möglichkeiten aus, aber die finalen Rettungsmöglichkeiten zum Schluss der Partie, um überhaupt noch auf ein Remis zu kommen, waren interessant aber kompliziert. Am Ende gewinnt eben immer der bessere Spieler. Die drei restlichen Fischbeker erreichten jeweils 2,5 Punkte und erreichten die Plätze 46 (Viktor Lochmann), 53 (Jörg Schwarzkopf) und 54 (Dirk Thomzik). Wenn es überhaupt enttäuschte Fischbeker gab, konnte man sie vermutlich – mit Ausnahme von Denis – alle hier finden. Bis auf Jakob, der einen (!!) DWZ-Punkt gewann, haben wir alle Punkte verloren (und ich mit minus 16 die meisten).  

Honigkuchengesichter gab es dagegen in der D-Gruppe (DWZ/Elo 1501 bis 1700; 83 Teilnehmer) zu beobachten. Stephan Buzuk erreichte bei seinem zweiten Start in Bergedorf tolle 3,5 Punkte und Platz 13 in der Endabrechnung. Vielleicht wäre sogar noch mehr drin gewesen, aber ich bin mir sicher, dass Stephan trotzdem hochzufrieden war. Gleiches nehme ich auch von Ramada-Urgestein Thomas Benthin an. Thomas kam zwar "nur" auf 2,5 Punkte und Platz 36, aber Thomas spielte – im Gegensatz zu den Vorjahren – immer vorne mit und nur eine unnötige Niederlage in der Schlussrunde ließ ihn auf Platz 36 purzeln. Beide verbuchen jedenfalls einen deutlichen Zuwachs an DWZ-Punkten (Stephan +44; Thomas +13). Die D-Gruppenteilnehmer waren heuer unser Aushängeschild.

Auch die E-Gruppe (DWZ/Elo 1301 bis 1500; 53 Teilnehmer) sah sehr zufriedene Fischbeker Gesichter. Zunächst sah es noch so aus, dass der grippegeschwächte Klaus Düwel im Turnier erhebliche Mühe haben würde. Die erste Partie ging, trotz eines überwältigenden Vorteils, für ihn leider verloren und man musste Schlimmes befürchten. Aber mitunter entwickeln sich die Dinge anders als man denkt. Und zwar so gut, dass Klaus am Ende mit 3,5 Punkten und Platz 9 als bester Fischbeker dastand. Klasse!! Ein gutes Turnier bestritt auch Hartmut Döring. In der vierten Runde erledigte er quasi en passant den Serienqualifikanten und weißbemützten "Schachschlumpf" Frank Stolzenwald. 2,5 Punkte und Platz 25 ist ein prima Ergebnis für so ein Fossil (ja, lieber Hartmut, jetzt hast Du ein Getränk bei mir gut, auch wenn ich den Begriff "Fossil" ganz bestimmt nicht despektierlich meine).  

Zu guter letzt gab Marvin Machalitza sein Debüt in der F-Gruppe (DWZ/Elo bis 1300; 110 Teilnehmer). Marvin hat sich prima geschlagen und am Ende respektable 3,5 Punkte erzielt. Dies reichte zwar nur zu Platz 21, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass die F-Gruppe die meisten Teilnehmer aufzuweisen hatte. 3,5 Punkte hätten den anderen Gruppen für eine Top-20 Platzierung locker gereicht. Da die F-Gruppe auch immer ein wenig eine Art Wundertüte ist, weil dort eine Reihe von Schachfreunden ohne DWZ (geschweige denn Elo) antreten und die wahre Spielstärke immer etwas im Verborgenen bleibt, sind 3,5 Punkte schon sehr gut.

Begleitet wurden wir an allen drei Tagen (!) von unserem Edelfan Norbert Zimpel, der keine Mühen scheute, viele Stunden zu kiebitzen und uns – oder zumindest einige von uns – zum Essen zu begleiten. Das nächste Mal sitzt Norbert sicherlich wieder mit uns am Schachbrett.

Fazit: Nix gewonnen – viel Spaß gehabt – Erfahrungen gesammelt – Schachfreunde getroffen – und sich auf`s nächste Jahr in Bergedorf freuen.  

Eine Fußnote für die lieben DWZ-Fetischisten habe ich noch. Alle zwölf Fischbeker haben insgesamt genau einen DWZ-Punkt eingebüßt. Auch `ne Leistung.