Objektivität und gerechte Ergebnisse? FBK II – LGH I (4:4)

Nach dem kläglichen und deutlichen Verlust in der Auftaktrunde musste die zweite Mannschaft gegen Langenhorn spielen. Vor zwei Jahren dominierte Fischbek den Mannschaftskampf gegen diese Mannschaft. Im letzten Jahr gab es eine bittere Niederlage, primär verursacht von groben Patzern in zwei gewonnenen Stellungen.

So sollte es also 2025 eine Revanche geben. Leider gab es dann aber eine Hiobsbotschaft – unser Spieler für Brett acht meldete sich kurzfristig krank. Dirk Thomik als Kapitän konnte aber Ersatz beschaffen.

Da Langenhorn quasi immer mit der gleichen Mannschaft antritt, so auch dieses Mal nur eine Abweichung, konnten sich die Fischbeker Spieler eigentlich perfekt vorbereiten. „Eigentlich“ deswegen, weil das die meisten Fischbeker schlichtweg nicht tun.

Der Spielverlauf sah zeitweise ganz gut für uns aus. Peter Schausten wollte gewinnen. Er spielte eine asymmetrische Eröffnung und dies zahlte sich aus. Der Gegner verbrauchte sehr viel Bedenkzeit – darauf konnte er doch aufbauen.

An Brett 6 war es ganz ruhig. Andreas Wanke lief nicht zum ersten Mal in ein arg populäres Eröffnungssystem, hatte keine Vorbereitung darauf und spielte dann nur auf Abtausch. Der Gegner machte das auch bereitwillig mit. Üblicherweise hat der Spieler, dem dauerhaft Figurentausch angeboten wird, einen Vorteil und so auch hier. Der Gegner von Andreas stand besser, aber hatte augenscheinlich kein Interesse an ernsthaften Gewinnversuchen. Vielleicht lag es daran, dass er rund 60 DWZ-Punkte weniger auf der Uhr hat? Nach relativ kurzer Zeit verbuchten beide Mannschaften ihren ersten halben Punkt.

Unser Ersatzspieler Manfred Ottow spielte positionell offensiv. Manfred wollte wohl für die Mannschaft punkten und hatte kein Respekt gegenüber dem 170-DWZ-Punkte-Plus des Gegners. Manfred sagte mir nach der Partie, dass ihm seine Stellung nicht so ganz gefiel. Ich empfand sie ansprechend, wenn man auch nicht von Vorteil sprechen kann. Manfred war dann über den Remisschluss zufrieden und gemessen an dem DWZ-Gefälle war das auch „buchungstechnisch“ gut für die Mannschaft.

Dirk Thomzik hatte es zum wiederholten Male mit der Skandinavischen Verteidigung zu tun und… spielte ebenfalls offensiv und auch mit einem speziellem Aufbau, um die schwarze Stellung zu erschüttern. Der Gegner schien nicht beeindruckt und ging dann auf taktische Spielchen ein. Hier bekam ich dann doch Bedenken, aber der Gegner nahm nicht den Bauern auf b2 (Hatte er das überhaupt berechnet oder aus rein grundsätzlichen Erwägungen verworfen?). Die Partie nahm ein abruptes Ende, als der Gegner die Dame weit zurückzog, seine Figuren nicht entwickelte bzw. den König in der Mitte ließ. Einige Schläge auf d5, die schwarze Stellung kollabierte und Dirk gewann massiv Material und Fischbek den ersten vollen Punkt.

Philip Reichhardt bemühte sich um Vorteil, jedoch erfolglos. Irgendwann im Mittelspiel verlor er den Faden. Ich sah die schwarzen Figuren relativ tief in seiner Stellung, dann kumulierte es in einem Turmendspiel und jetzt wurde es kompliziert. Der Gegner stand besser, aber Philip versuchte mit taktischen Zügen dagegen zu halten, wandelte damit aber auf einen ganz ganz schmalen Grat. Wenn der Gegner bei diversen Möglichkeiten seinen freien b-Bauern vorgezogen und seinen Turm dahinter gestellt hätte, wären alle Fischbeker arg ins Schwitzen geraten. So aber trudelte die Partie ins Remis.

Peter hatte stellungsmäßig nichts erreicht und sah für sich keine ausreichende Möglichkeit, weiter zu spielen und gab Remis. Allerdings hatte der Gegner so wenig Zeit für recht viele Züge, so dass ich weitergespielt hätte. Aber nun gut, ein weiterer halber Punkt auf dem Ergebniszettel.

Dann gab es zwei Partien, die in zwei Punkten ähnlich waren. Hubert Kopyto kam mit der Eröffnung des Gegners nicht klar. Wenn der Schwarze im offenen Sizilianer besser entwickelt ist und ein weißer Springer steht länger als drei Züge auf a3, dann war das alles wohl nicht gut von Weiß gespielt. Schwarz hatte also bereits eine Riesenstellung und konnte vielleicht schon mittels Tc6xBc3 ganz groß „mit Stil“ gewinnen. Ich weiß nicht, ob das ging. Aber da keine weiße Figur mit der anderen zusammenspielte, war die Partie gelaufen bzw. der Gegner hatte keine Probleme, das Ding einfach zu gewinnen.

Der unglücklichste Spieler des Abends war Matthias Luckhardt. Matthias hatte Schwarz und ja: a) offenes Sizilianisch b) der Gegner hatte einen Springer für lange Zeit auf a3 c) wenn Weiß schon seinen e4-Bauern mit f3 decken muss… ohoh d) Matthias hatte in der Eröffnung zwei Figuren mehr entwickelt (als Nachziehender…hmmm).

Die Stellung war kompliziert und Matthias kniete sich hinein. Leider war der Bedenkzeitverbrauch dann doch zu hoch. In Zeitnot warf er alles weg und dann noch ärgerlich, wenn der Gegner (quasi Zufall aus dem Nichts, nicht vorher kalkuliert, sondern sich aus der Stellung ergebend) forciert den letzten Turm tauschen kann. Das Turmendspiel hätte man noch lange auf Remis spielen können. Hinzu kam, dass Matthias´ Springer nicht mehr aus der Stellung herauskam und verloren ging. Es ist halt einfach bitter schmerzhaft und ungerecht, wenn Matthias 25 Züge besser stand und in 8 Zügen alles verliert. Noch unangenehmer wird es, wenn der Gegner so tut, als wäre das Ergebnis entsprechend dem Spielverlauf, also er stand nie schlechter und sein Sieg war folgerichtig.

Ach, und dann gab es noch den Langenhorner Spieler, der nach seinem Verlust lamentierte, dass er die Partie (nur) aufgrund Zeitnot verlor. Ich möchte das einmal einordnen. Er stellte in Zeitnot in einer vierzügigen Kombination einen Läufer ein, den er exponiert auf f1 gestellt hatte. Indes hatte er bereits seit dem 18. Zug eine glatte Qualität weniger und vor der Kombination sagt der Computer -2.69 (Tendenz steigend, weil der schwarze Turm in der Folge alle Bauern am Königsflügel abräumen wird.).

Das 4:4 ist zu wenig für Fischbek II und auch die Revanche blieb aus. Ein gebrauchter Abend. Es folgt ein weiterer Bericht, der mehr Sonnenschein beinhaltet. Aus Gründen der Tradition natürlich ein Depri-Song am Ende.

I need to be cleansed
It’s time to make amends
For all of the fun
The damage is done
And I feel diseased
I’m down on my knees
And I need forgiveness
Someone to bear witness
To the goodness within
Beneath the sin
Although I may flirt
With all kinds of dirt
To the point of disease
Now I want release
From all this decay
Take it away
And somewhere
There’s someone who cares
With a heart of gold
To have and to hold

(Depeche Mode – To have and to hold)

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