Landesliga Runde 5 : Fischbek – Union Eimsbüttel 5:3

Fischbek is back ! Nachdem wir am letzten Spieltag zwei ganz wichtige Punkte einfahren konnten, gelang uns heute ein weiterer heftiger Treffer im Kampf mit dem Abstiegsgespenst. „Captain Happy“ ist davon so begeistert, dass er sofort einen Bericht erstellt.

Die Saison verläuft bislang unbeständig. Vor dieser Runde waren wir noch im Tabellenkeller zu finden. Durch die Hamburg-freundlichen Ergebnisse in der Oberliga Nord Nord müssen wir zwar „nur“ mit zwei Absteigern rechnen, aber die muss man erstmal hinter sich lassen.

Heute kam Union Eimsbüttel zum direkten Duell nach Neugraben – ein 4-Punkte-Spiel sozusagen. Dass beide Teams mit dem nötigen Ernst zur Sache gehen würden, sah man bereits an der Aufstellung. Sowohl Heim- als auch Gastmannschaft traten mit der Startaufstellung von 1-8 an.

volle Hütte
volle Hütte in Neugraben

Ich spürte eine gesunde Portion Anspannung und sehnte den Anpfiff herbei. Die Anfangsphase verlief an vielen Brettern aber eher ruhig… Abseits der Bretter schnappte ich jedoch eine kurze Diskussion auf. Ein Spieler der Gäste war der Meinung, dass der Kaffee umsonst zur Verfügung gestellt werden muss. Das stünde in der Ausschreibung. Das interessierte mich. Dieser erhobene Anspruch auf kostenlosen Kaffee soll an dieser Stelle natürlich gleich mal nachgeschlagen werden :

Turnierordnung des Hamburger Schachverbands, §29 Abs. 3 :

Während des Wettkampfes soll für die Spieler die Möglichkeit bestehen, Kaffee und nicht alkoholische Getränke zu erwerben.

Quelle : https://ergebnisdienst.schachbund.de/pdf/to-llhh.pdf

Ich persönlich habe auch schon alle Varianten erlebt und weiß solche Annehmlichkeiten auch zu schätzen. Doch 70 Cent für einen Kaffee zu verlangen ist nicht nur zulässig, sondern meiner Ansicht nach auch fair. Neben Kaffee gibt es ja auch noch allerlei Süßkram und Erdnüsse dazu.

Zurück zum Sportlichen. Wie gesagt, an vielen Brettern war noch keine große Risikobereitschaft festzustellen. Waren hier etwa Abstiegsgeister anwesend ? So kam es auch recht zügig zu den ersten Entscheidungen. Remis Nummer eins wurde an Brett 6 bei Alexander vereinbart. Nach 21 Zügen hatten beide Parteien jeweils lang rochiert – Sein Gegner hatte zwar einen vereinzelten Bauern, der ein potenzielles Ziel werden könnte, doch andererseits war der König von Alex etwas offener. Remis ging auf alle Fälle völlig in Ordnung.

Schlussstellung Alexander (weiß) :

Ist Schach eigentlich Sommer-oder Wintersport ?

Etwas später, obwohl erst 13 Züge gespielt waren, vermeldete David eine Punkteteilung an Brett 8. Ein offenes Spiel mit einer größeren Tauschaktion sorgte für viel Platz auf dem Brett – und demzufolge wenig Angriffsmöglichkeiten. Dem Remisangebot des starken Gegenübers wurde also nicht widersprochen.

Schlussstellung David (weiß) :

es wirkt so, als wollten beide nicht mehr hinsehen

Als Nächstes bekam Jay an Brett 3 ein Remis-Angebot. Nach gründlicher Abwägung der eigenen Möglichkeiten sowie einer Sondierung der anderen Bretter wurde auch hier zugestimmt.

Schlussstellung Jay (Schwarz) nach 25.Dc2 (=) :

Auch hier ist unser digitaler Schachtrainer „Stockfish17“ mit dem Untentschieden einverstanden. Den vorigen weißen Angriff am Damenflügel hat Schwarz gut überstanden und die nächsten Computerzüge deuten auf einen groß angelegten Abtausch hin… somit 1,5:1,5.

Jay hat wie so oft alles im Griff

Die Zeitnotphase bahnte sich an. Doch an Brett 1 schien das nun wirklich niemanden zu interessieren.

Die Stellung nach 25….Df5 : Erst 25 Züge gespielt und beide Kontrahenten stehen unter 10 Minuten Restbedenkzeit. Was hier auf dem ersten Blick noch ausgeglichen aussieht, lässt unseren Computerfreund schon auf -3 springen. Je länger man reinguckt, desto besser gefällt die schwarze Stellung. In Zeitnot macht es das Spielen auch deutlich einfacher…

Weiß will zunächst verhindern, dass Schwarz mit …b4 den Springer ablenkt und dann mit dem Turm auf c2 einfällt. Also 26. Tc1. Darauf lässt Christoph aber seinen Springer los, der über g4 bis nach h2 kommt und für Verwüstung sorgt. Zum Ende hin verblüfft noch ein Einschlag der Dame so sehr, dass des Gegners Zeit abläuft. Aber die Stellung ist auch ohne Zeitüberschreitung eindeutig für Schwarz zu werten.

Schlussstellung Christoph (Schwarz, nach Dame schlägt Bauer f3) :

unser Spitzenbrett : Christoph Serrer

Hatte ich vorhin erwähnt, dass viele Stellungen recht ruhig begonnen haben ?

Naja, zumindest meinte ich damit nicht meine eigene Partie an Brett 2 🙂

Ich hatte Weiß und meine Vorbereitung auf den heutigen Tag war schnell beendet, denn meine Gegner würden mir höchstwahrscheinlich die sizilianische Verteidigung vorsetzen. Darauf spiele ich seit mittlerweile 28 Jahren fast ausnahmslos den geschlossenen Sizilianer. Hunderte Turnier- und tausende Online-Partien habe ich damit absolviert. Da wird mich wahrscheinlich nichts mehr überraschen… Dachte ich !

Stellung nach 8…b4

Ein typischer Plan von Schwarz ist es, auf das Fianchettieren des weißen Läufers nach g2 dasselbe mit dem eigenen Läufer nach g7 zu tun und dann den b-Bauern vorzupreschen. Die Diagonale des Läufers wird dadurch länger und länger (im Idealfall stünde der schwarz a-Bauer auf noch auf a3…)

Normalerweise nimmt der Schwarze dafür in Kauf, dass er von Weiß ein bisschen Feuer am Königsflügel bekommt, sobald er kurz rochiert hat.

noch völlig ahnungslos, was gleich passiert…

Ein anderer Plan von Schwarz ist es, selbst am Königsflügel anzugreifen. Mit h7-h5, h5-h4 und späterem 0-0-0 z.B. Oder man macht halt alles auf einmal, so wie es heute der Fall war : 9.Sd1 h5 10.h3 Ld7 11.0-0 Dc8 12.Kh2 h4 13.g4 f5 !?!

Rumms ! Da staunte ich nicht schlecht… So ein Zug macht es deutlich – hop oder top ! Rochieren wird Schwarz wahrscheinlich nicht mehr. Das ist absoluter Infight, mit Nierenhaken links wie rechts, in der Hoffnung auf einen schnellen K.O. Nach einiger Bedenkzeit wollte ich erstmal den Laden beisammenhalten und spielte 14.f3 (Der Nichtmensch Stockfish springt hier runter auf 0,0 und präferiert gxf5, was laut ihm +1 ergibt).

Einige Zeit später:

Stellung nach 26. gxf5 – Ich hatte mit c2-c3 angeboten, die b-Linie zu öffnen. Was nicht die beste Idee war. Aber mir war es gelungen, den Springer gegen den schwarzfeldrigen Läufer einzutauschen. Das war zumindest recht brauchbar.

Doch auch wir wurden nicht von der Zeitnot verschont. Schwarz könnte hier in der Diagrammstellung am Besten mit Thb8 den Druck auf der b-Linie verstärken und muss das Schach auf e6 gar nicht groß fürchten. Zu meinem Glück schätzte das mein Gegner mit Sekunden auf der Uhr anders ein und zog hier e7-e5, den ich en passant schlagen konnte. Letzten Endes waren das auch die beiden Mehrbauern, die trotz gleichfarbiger Läufer zum Sieg reichten. Eine letzte Hürde wartete im Endspiel auf mich :

Stellung nach 49…Kd5 : Kann Weiß gewinnen ? Und wenn ja, wie ?

Währenddessen war auch Carinas Partie an Brett 5 entschieden. Mit Schwarz konnte sie schnell für Ausgleich sorgen. Nach dem Abtausch der Damen bot die Stellung wenig Angriffsfläche, doch Carina agierte sehr aktiv und war zumindest optisch die bestimmende Partei auf dem Brett. Nach weiteren Figurentäuschen fand man sich im Endspiel mit Läufer gegen Springer wieder, wo sich Stockfish aber seit dem Mittelspiel für tot erklärte. Kein Puls, kein Ausschlag, der mal von der Bewertung 0,0 abweichen sollte… Remis scheint das gerechte Ergebnis zu sein. Und das bedeutete 4 Brettpunkte und somit mindestens einen Mannschaftspunkt für uns !

Schlussstellung Carina (schwarz) :

Um Marco tut es mir leid. An Brett 4 mit Weiß spielte er eine starke Eröffnung. Druckvoll, den Gegner einengend, ein Bauernsturm am Damenflügel, die Türme dahinter. Doch der entscheidende Durchbruch war nicht in Sicht. Der Gegner befreite sich und mit dem Ticken der Uhr wurden die Entscheidungen immer schwieriger.

Und was ein unschuldiger, kleiner Bauernzug für Auswirkungen haben kann, sehen wir hier :

Zug nach 36…g5 : Die Zeit läuft. 2:04…2:03…2:02… Hmm… tauschen, wegziehen ? 1:54…1:53… Zieh doch endlich ! Marco entschied sich für 37. hxg5 hxg5 38.Se6. Daraufhin kann Schwarz 38…Tf2+ spielen und Weiß muss den Turm schlagen, denn auf 39.Kg1 folgt 39…Dh7 mit einer üblen Mattdrohung auf h2. Eben diese Mattdrohung hätte es nicht gegeben, wenn sofort 37.Se6 gekommen wäre. Dann würde 37….Tf2 38.Kg1 dem Schwarzen nicht viel einbringen.

Trotzdem kämpfte Marco mit Turm und Springer gegen die Dame sehr gut weiter, doch am Ende promovierte ein weiterer schwarzer Bauer zur Dame und der Kampf war entschieden.

Schlussstellung Marco :

Kopf hoch, Marco ! Die aktuelle Punkteausbeute spiegelt nicht das wieder, was du kannst. Das wird sich mit Sicherheit noch ändern…

da war noch alles in Ordnung…

Und in diesem Team haben wir ja noch Einen, der in dieser Spielzeit bisher so richtig eskaliert !

Als ich zwischendurch gesehen habe, dass auf Thomas´Brett entgegengesetzt rochiert wurde, wusste ich, dass Thomas in seinem Element war. Kaum jemand aus unserem Team beherrscht das Wettrennen auf den Monarchen bei asynchronen Rochaden so gut wie er.

Stellung nach 21.bxc4 – Thomas hat den weißen Damenflügel schon ordentlich beackert. Doch die Früchte erntet er genau jetzt auf der anderen Seite : 21…Sxg4! Ein wunderschöner Zug ! Taktisch höchst anspruchsvoll und der strategische Sargnagel ! Weiß verliert nicht nur den g-Bauern. Er muss auch zulassen, dass der Se5 getauscht wird, der den Bauern c4 die ganze Zeit gedeckt hält…

Einige Züge später :

Mit jedem Tausch wird das Ergebnis deutlicher… Am Ende ist es nur eine Frage der Technik, einen der Bauern durchzubringen.

Die Schlussstellung von Thomas (schwarz) , laut Stockfish17 ist es Matt in 13 Zügen, ihr könnt es ja mal gedanklich versuchen :

Thomas „the Killer“ Peters

Summa summarum heißt es 5:3, 2 Mannschaftspunkte und vorläufig ruhige Nächte.

Am nächsten Spieltag treten wir beim HSK 5 an. Auch dort wurde schon ein Abstiegsgeist gesichtet…

Tabelle (Link) Terminplan (Link)

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