Mit dem vorletzten Tabellenplatz und latenter Abstiegssorge ist das Leben des Mannschaftsführers Dirk Thomzik wahrlich nicht zu beneiden. Als Coach eines süddeutschen Fußballvereins wäre er auch schon vor langer Zeit in die Wüste geschickt worden und zusätzlich auch noch als total unfähig beschimpft worden. Wie gut, dass der TV Fischbek nicht einen unfehlbaren Vorstand, Präsidium und Sportdirektor hat, der erkennt, dass die zweite Fischbeker Mannschaft dieses Jahr nicht drei Titel holen wird.
Gab es im Vorwege Zeichen auf das Gesamtergebnis? Ich meine ja, denn bei einem Blick aus dem Fenster kurz vor Beginn, sah ich sie. Vier coole Typen, nebeneinander gehend, wie vier stahlharte Cowboys oder Sheriffs, an jeder Seite einen Colt, näherten sie sich fokussiert dem Spiellokal – HIGH NOON (äh 18:57 Uhr) in Langenhorn. Insofern waren es vielleicht doch „nur“ die vier Reiter der Apokalypse?
Die Knochenpferde wurden abgestellt und die Colts abgegeben und es ging los mit einem wichtigen Liga-Spiel um Mannschaftspunkte.
Der Mastermind Dirk setzte diesmal geschickt Peter Schausten an Brett 8 ein. Ok, kein HSK-plus-2.000er-Spieler, aber taktisch genial, denn bereits nach kurzer Zeit erfreute sich Peter eines Mehrbauern und überspielte in der Folge taktisch und positionell seinen Gegner.
An den anderen Bretter gerieten allerdings die schwarzspielenden Fischbeker unter Stress. Philip Reichhardt, Hubert Kopyto und Jannis Niemann mussten sich in ihren leicht passiven Stellungen positionellen Drucks erwehren. Bodo Wichert hatte Weiß und experimentierte in der Eröffnung, was aber durch genaues Spiel des Gegners so gar nicht funktionierte. Hier hatte ich noch tiefere Sorgenfalten im Gesicht.
Obwohl wir nahezu in Bestbesetzung angetreten sind, waren die Langenhorner nicht beeindruckt und spielten munter ihre Stellungen – hier wurde gar nichts geschenkt.
Dirk Thomzik hatte hingegen eine vielversprechende Stellung erreicht, aber es wurde ein langer Weg. Zwischenzeitlich musste Philip einen Bauern geben und kämpfte um das Remis in einem Turm plus Läufer-Endspiel. Ganz am Ende gelang es ihm, weil der Gegenspieler ihm einen Freibauern ermöglichte, der soviel Aufmerksamkeit einforderte, dass der Gegner lieber den Spatz in der Hand nahm.
Abruptes Ende bei Bodo Wichert – plötzlicher Sieg – anscheinend hatte der Gegner geblundert.
Dagegen verlor Hubert bedauerlicherweise seine Partie. Ich muss allerdings zugeben, dass sein Gegner das ziemlich gut gespielt hat, so dass das Ergebnis leider folgerichtig war.
Jannis konnte den Druck des Gegners egalisieren und steuerte auf ein sicheres Remis zu. Spoiler: Es wurde Remis.
Offenes System gegen Drachenvariante – hört sich nach Blut an – war es aber nicht. Andreas Wanke kämpfte heroisch um den Sieg, lud seinen Colt mehrfach nach, aber die Stellung gab nicht genug her. Nach über vier Stunden ein Remis, was aber den Gesamtsieg zementierte (Held der Fünften Stunde).
In Zeitnot vor der Zeitkontrolle schwankte die Stellung bei Dirk ein wenig, aber absolut kaltblütig verzichtete er auf einen technischen Sieg im Endspiel, sondern setzte den Gegner einfach matt. Das war insofern beeindruckend , weil er das nur mit Dame und Läufer tat.
So gewannen die Fischbeker mit 5,5 zu 2,5, holten ganz wichtige Punkte, sprangen auf Platz 4 der Tabelle und spielen in Kürze gegen den Tabellennachbarn.
Denis Schermer