Ohne Nikolas und Peter dafür mit Andreas und Stephan machten wir uns auf den Weg nach Niendorf.
An Brett 2 dauerte die Partie nicht viel länger als die Anreise, eine kleine Eröffnungsüberraschung des Gegners kostete Hubert Nerven, Material und den Punkt.
Joker Stephan fackelte jedoch auch nicht lange, die Partie war sehr druckvoll auf KO des gegnerischen Königs ausgerichtet, dieser erreichte nach mehreren gezielten linken Haken die letzte Runde nicht mehr, sondern schmiss das Handtuch. 1:1
Bei meinen Besuchen an Andreas‘ Brett malte ich mir aus, hier die Worte „Entwicklung, Angriff, Matt“ zu schreiben. Traumhaft sah das aus, dafür wurde einst das Schach erfunden. Irgendwann – ich traute meinen Augen nicht – wendete sich jedoch das Blatt. Andreas hatte Material aufgewendet, um den König zu erlegen, schließlich lief er in den erfolgreichen Konter des Gegners und meine Träume, hier den nächsten Punkt zu ernten, zerplatzten.
Joachim holte einen halben Punkt in einer Partie, die für mich sehr ausgeglichen aussah.
An Brett 1 sah Jörg sich mit zwei schwarzen Damenflügelbauern konfrontiert, die sehr unangenehm ausahen, Gegenspiel war nicht in Sicht – es folgte konsequenterweise eine Niederlage für uns.
Jannis hat gekämpft, gegrübelt, sich und den Gegner gequält, um mehr als den naheliegenden halben Punkt aus der Partie herauszuholen, es ist leider nicht gelungen, ein naheliegender Weg zum Sieg war jedoch auch nicht in Sicht.
Manfred hatte bei meinen Besuchen an seinem Brett eine gedrückte Stellung, es folgte Materialnachteil und schließlich die nächste Fischbeker Niederlage.
Was war an meinem Brett los? Nun, zunächst einmal habe ich einen Buchtipp, den Denis mir in Düsseldorf gab, befolgt, dieser half mir aber in der Partie noch nicht wirklich, da das Buch noch zu frisch in meiner Bibliothek ist und das Kapitel über den dritten Zug meines Gegners noch unberührt ist.
Wer meine in unserem Training besprochene Ranglistenpartie gegen Philip noch im Gedächtnis hat: gegen die Partie in Niendorf war erstere eine Hochburg an Spannung. Mich wunderte, dass die Besucher an unserem Brett ohne Aufputschmittel verharren konnten. In der Hoffnung, meinen stärkeren Gegner ermüden zu können, war die Partieanlage – mit Erfolg – so ausgerichtet, dass Angriffe, Drohungen, taktische Möglichkeiten, Spieße, Gabeln, Königsangriffe, Bauernwalzen etc. schlichtweg außer Reichweite blieben. Solides Ball hin- und hergeschiebe im Mittelfeld, wenn der Gegner kommt – Ball zurück zum Torhüter, so hätte es im Fußball ausgesehen. Als ich Hubert vor der Partie meinen Eröffnungsplan in aller Kürze demonstrierte,sagte er sofort: „Das ist ja langweilig“.
Nun verlor mein Gegner irgendwann die Geduld und versuchte einen „Angriff“ (siehe Diagramm) auf meinen König, der aber bei solider Bauernstruktur und absolutem Gleichgewicht nicht erfolgreich war. Im Gegenteil: Mein König entschwand Richtung Damenflügel und marschierte schließlich von g1 nach b6. Ein kleiner Schnitzer des Gegners führte zum Bauernverlust, wie so oft folgte auf diesen Patzer sogleich ein zweiter Fehler, der einen weiteren Bauern kostete.
Diesen Sieg ließ ich mir nicht mehr nehmen, auch wenn ich mit am Ende fünf (!!!!!) Mehrbauern und Zeitnot des Gegners noch bis zum Ende (Zeitablauf beim Gegner) „kämpfen“ musste. Wahrscheinlich hat er den richtigen Zeitpunkt für das Beenden der Partie einfach verpasst.
Am Ende steht ein 3:5 auf dem Papier, unsere Situation gleicht der von Werder Bremen in der Fußballbundesliga. Für beide gibt es jedoch Hoffnung, denn die stirbt bekanntlich zuletzt.