Fast wäre uns der Befreiungsschlag im Abstiegskampf geglückt. Aber eben auch nur fast.
Gewissermaßen in Vertretung für Dirk oder einem anderen Stammspieler der 2. Mannschaft fasse ich die Ereignisse vom vergangenen Freitag kurz zusammen. Dirk ist entschuldigt, da er bereits im Vorfeld zum Mannschaftskampf bei dem verzweifelten Versuch eine Mannschaft zusammenzustellen kurz vor einer Sehnenscheidenentzündung stand. Gefühlt hunderte von Mails und Whatsapp-Nachrichte wurden wohl von ihm geschrieben. Rein aus fürsorgerischen Gründen greife ich deshalb an seiner Statt zu Tinte und Feder.
In der entscheidenden Phase der Mannschaftsmeisterschaften mussten leider einige Stammspieler passen. Leider galt gleiches auch für einen großen Teil des Rests unserer Schachabteilung, so dass Dirk letzten Endes gezwungen war, ein unvollständiges Team gegen die nominell stärkste Mannschaft in der Bezirksliga A an den Start zu bringen. Es bestand zumindest die nicht ganz unberechtigte Hoffnung, dass die HSG/BUE, wie in den meisten der vorangegangenen Runden auch, ebenfalls nicht vollständig antreten würde. Statt des erhofften 1:1 nach 60 Minuten lagen wir nach einer Stunde mit 0:1 hinten; die HSG/BUE war zwar leicht ersatzgeschwächt, aber immerhin vollzählig zu ihrem Heimspiel angetreten.
Wer anderes als Viktor „Speedy“ Lochmann sollte seine Partie als erster beenden?! Während andere noch in der Eröffnungstheorie herumfuhrwerken, stellt Viktor meistens die Figuren schon wieder in die Ausgangsstellung zurück. Erfreulicherweise tat er dies erfolgreich. Der erhoffte Ausgleich stellte sich somit nur etwas später als nach 60 Minuten ein.
Den erneuten Führungstreffer erzielten die Jungs von der Außenalster an Brett 1. IM Joecks ließ Jörg scheinbar oder anscheinend (welcher Begriff hier passend wäre, kann ohne fundierte Analyse, zu der ich mich im laufenden Betrieb erst recht nicht im Stande sehe, nicht gesagt werden) keine Chance und brachte sein Team erneut in Führung.
Mannschaftskapitän Dirk war es, der den Ausgleich wieder herstellen konnte. Direkt neben Dirk sitzend hatte ich den Eindruck, dass sich sein Gegner bereits in der – fortgeschrittenen – Eröffnung verrechnet hatte. Erst war es die Qualität und nachher sogar eine Figur, die seinem Gegner für eine sinnvolle Fortsetzung der Partie fehlten.
Dass die Fortsetzung einer Partie mit Minusfigur und null Angriffsperspektiven mitunter doch sinnvoll sein kann, musste David an Brett 7 leidvoll erfahren. Mit einer hübschen kleinen Kombination luchste David seinem Gegner zunächst einen Springer ab. Im weiteren Verlauf der Partie schwante mir bereits Böses, denn Bauer um Bauer wurde getauscht. Der erfahrene Spieler ahnt schon, was da kommen wird. Das Material wird so weit reduziert, dass es am Ende nicht mehr zum Sieg langt. Aber kein Vorwurf an David. Er ist sofort als Ersatzspieler zur Stelle gewesen, hat prima gespielt und …. Lehrgeld zahlen müssen. Shit happenz (so heißt es doch bei euch Youtubern, oder?!)
Ok, jetzt stand es 2,5:2,5 und die Perspektiven waren durchaus da, Zählbares aus St. Georg mitzunehmen. Das Zustandekommen von Jannis` Verlust habe ich im Einzelnen leider nicht genau verfolgen können. Die Mischung aus eigener Zeitnot und einer komplizierten Stellung verhinderte die Bildung eines objektiven (pah, was ist schon objektiv) Urteils. Fakt. Wir lagen, wie bereits um 20.00 Uhr, eine Partie hinten.
Aus den letzten beiden Partien mussten also irgendwie 1,5 Punkte her. Dies schien auch im Bereich des Machbaren, denn meine eigene Stellung konnte ich Schritt für Schritt konsolidieren. Zunächst gewann ich einen Bauern, dann tauschte ich alle Leichtfiguren (Stichwort „Zwangsumtausch“) und befestigte meine Stellung. Kurzzeitig bot sich meinem Gegner zwar noch die Möglichkeit, mit seinen Türmen und der Dame Druck aufzubauen, aber hier spielte er zu unpräzise und somit konnte ich meine Dame für seine beiden Türme tauschen und mich halbwegs entspannt zurücklehnen. Jetzt galt es lediglich, einem peinlichen Dauerschach auszuweichen, was mir auch gelang.
Leider reichte es am Ende doch nicht zum Unentschieden. Hubert musste bereits seit geraumer Zeit eine unangenehme Stellung verteidigen, die ihm praktisch keine Chancen auf ein Gegenspiel versprach. Ob seine Partie zwangsläufig den Bach hinunterging oder durch ein Versehen verlustig ging, bleibt vorerst für mich hinter den Kulissen.
Fazit: Trotz der Niederlage können wir uns ein ganz klein wenig als moralische Sieger fühlen. Mit sieben Mann, davon drei Ersatzspieler, haben wir uns doch recht beachtlich aus der Affäre gezogen. Was der knappe Ausgang am Ende wert sein wird, zeigt sich nach der letzten Runde. Sage und schreibe sechs Mannschaften können nämlich noch absteigen und wir haben mit 29,5 Brettpunkten immerhin das beste Torverhältnis der vier Mannschaften, die mit jeweils sechs Mannschaftspunkten gemeinsam das Tabellenende zieren. Sekt oder Selters lautet die Devise am 21. Juni.
Forza Fischbek!
P.S.
Ein kleines Nachwort sei noch gestattet. Mir wurde berichtet, dass die HSG/BUE ihren Spielbetrieb mit Ablauf der Saison angeblich einstellen will. Ich finde dies sehr schade, denn gegen diesen Verein habe ich 1981 oder 1982 meinen ersten Mannschaftskampf überhaupt bestritten. Damals. In der Hähnchenbraterei am Glockengießerwall gegenüber vom Hauptbahnhof…
Vielen Dank, lieber Andreas…
Vielen Dank, lieber Andreas für die treffenden Zeilen. Beim letzten Saisonspiel sind wir bestimmt vollzählig und ich kann einen Bericht über den Klassenerhalt verfassen.