Es ist aktuell 23.55 Uhr…und kein Artikel von Denis zum heutigen Tag. Da muss der Schachwart wohl wieder selbst ran.
Die Geschichte des heutigen Tages ist schnell erzählt. Nach dem üppigen Frühstück machten wir uns voller Zuversicht ans Tagewerk. Klar formuliertes Ziel: Zwei Punkte (einen für jeden von uns). Um den einen Punkt zu ergattern, musste ich zuvor die Rätsel des Morra-Gambits entschlüsseln. Den Bauern sackte ich optimistisch ein und war auch nicht gewillt, diesen für lau wieder herzugeben. [Achtung: Beginn des larmoyanten Teils]. Natürlich musste ich erst einmal dem Druck widerstehen, aber nachdem ich mich fast schon konsoldiert hatte, kam der Bock. Anstatt zunächst die Dame zwingend zu tauschen, wollte ich spaßeshalber erst einmal rochieren. So viel Zeit vertrug meine Stellung – entgegen meiner ursprünglichen Annahme – doch noch nicht. Springer weg, Dame weg und als Cocktailkirsche verschwand auch noch der Mehrbauer. Das alles praktisch einzügig; die beiden letzten Züge geschahen eher reflexartig, um wenigstens die 20 auf dem Partieformular zu erreichen. Nach der Partie erwies sich mein Gegner als tiefgläubiger Verfechter des Morra-Gambits. Nach 3.c3 dc3: stand ich seiner Meinung nach bereits auf Verlust, so sein Credo. Zack, zack, zack, hier eine Figur reinhauen, dort reinbrettern und schon steht Weiß auf Gewinn. Diverse Varianten, in denen ich teilweise bis zu zwei Leichtfiguren mehr gehabt hätte, stufte er optimistisch noch als strategisch schwierig ein. Der Mensch war wirklch ein unerschütterlicher Optimist. Am Ende musse er dann doch konzidieren, dass nach dem Damentausch die Partie wohl eher als verloren für Weiß eingestuft werden muss. Zugegeben, ein schwacher Trost. [Ende des larmoyanten Teils] Mal sehen, ob es in den nächsten Runden besser wird. Hoffentlich bescherrt mir meine Form nicht am Ende noch einen spielfreien Tag, da meine Gruppe lediglich 13 Spieler umfasst.
Denis stand turmhoch überlegen – zumindest optisch. Als ich kurz auf mein Zimmer ging, um meine Fotoausrüstung zu holen, war bei meiner Rückkehr in den Turniersaal Denis`Platz bereits verwaist. Ok, den Punkt hat er dann doch schneller geholt als geplant. Aber nein, auch diesmal musste Denis mit einer Punkteteilung zufrieden sein. Dies sah auch sein Computer so, was ihn wohl ein wenig getröstet haben dürfte. Als "Belohnung" gönnte er sich ein paar Runden im Schwimmbad, während ich mich mit meinem Fotoapperat in den Hochharz aufmachte. Das schöne Wetter entschädigte mich für meinen Bock vom Vormittag. Beinahe hätte ich fast vergessen, dass ich eigentlich zum Schachspielen hier bin und nicht zum Fotografieren.
Morgen gibt es die Doppelrunde. Ramada-Style. In dieser Hinsicht haben Denis und ich in den letzten Jahren ja reichlich Erfahrung gesammelt. Die anderen Teilnehmer allerdings vermutlich auch, denn es laufen dort viele Spielerinnen und Spieler herum, die ebenfalls zum Stammpersonal auf den Ramada-Turnieren zu zählen sind.