Langfeldt-Holz-Säger-Bier-Pokal in Wilster

Was für ein Name für ein Schachturnier: Langfeldt-Holz-Säger-Bier-Pokal. Der Name ist so lang, dass nach dem Aussprechen desselben der ausgetrocknete Mund förmlich nach einem Bier lechzt. Aber wie, um Himmels Willen, kommt man auf die Idee, ein Schachturnier so zu nennen? Auflösung folgt!

Als mich Christoph und Nikolas neulich fragten, ob ich nicht Lust hätte an einem Freitagabend an einem Mannschafts-Schnellschach-Pokal in Wilster teilzunehmen, war ich mir nicht sicher, ob sich beide über den zeitlichen Aufwand vollständig im Klaren waren. Turniere nördlich des Elbtunnels sind ja so eine Sache. Erweiterung A7, Autobahndeckel und Berufsverkehr sind die Schlagwörter, die mir sofort in den Sinn kommen, wenn es an einem Freitag über die Elbe gehen soll. Auf der anderen Seite winkt aber eine nette Turnierform, die leider nur selten angeboten werden. Hm… .

Thomas, Denis, Christoph und ich bildeten das Fischbeker Team. Eigentlich sollte auch noch Nikolas mit dabei sein, aber er musste leider kurzfristig krankheitsbedingt absagen. Hoffentlich hat wenigstens die "Medizin" geholfen (Rautelin mit zwei Teilen Lasoggamat und einem Teil Müllerol in Pils aufgelöst). Pech, aber dann klappt`s eben im nächsten Jahr, Nikolas!  

Als Schachspieler habe ich natürlich schon viele verschiedene Spielorte kennengelernt. Von exklusiven Hotels bis hin zu abgerockten Klassenzimmern mit vollgekritzelten Grundschüler-Mobilar, von eisigen Kellerräumen bis zu verrauchten Kneipen war alles dabei. Aber Wilster war für mich, genau so wie für den Rest des Fischbeker Quartetts, eine neue Erfahrung. Die Veranstaltung fand in einer Lagerhalle für Baustoffe statt. Eine riesige Halle mit einem weit geöffneten Hallentor – kalt und zugig. Die Lagerhalle gehört zu der Firma Langfeldt, die auch als Sponsor der Veranstaltung auftrat. Zugegeben, wir waren alle ein wenig skeptisch, ob es wirklich eine so gute Idee war, den langen Weg nach Wilster zu fahren. Um es vorweg zu nehmen: Es war eine gute Idee! Natürlich waren die Rahmenbedingungen spartanisch und hätten den gestrengen Anforderungen, die der Hamburger Schachverband an (Mannschafts-)Turniere knüpft, wohl kaum Stand gehalten. Aber wir wollten uns nicht als hanseatische Warmduscher und Jammerlappen präsentieren, sondern mit einer klaren Zielsetzung ins Turnier gehen: Sieg oder Untergang (ey, geht`s nicht noch pathetischer?!). Glücklicherweise hatte ich vor Fahrtantritt in meinem Kofferraum noch zwei Pullover verstaut, die zumindest Brett 1 (Christoph) und Brett 4 (mich) auf Betriebstemperatur halten konnten, während sich Brett 2 (Thomas) und Brett 3 (Denis) nur an entsprechenden Gedanken wärmen mussten. Das thermische Doping schlug auch prompt an. Unsere jeweilige Punktausbeute betrug am Ende der Veranstaltung exakt 100%. Upps, jetzt habe ich doch der Chronologie glatt ein wenig vorgegriffen. Also, Schritt für Schritt… 

Leider fanden sich nur sieben Manschaften bei den Schachfreunde Wilster ein, darunter jedoch auch ein Mädchenteam, welches sich sehr wacker schlug. Zudem spielte noch ein Mädchen in einer weiteren Mannschaft des Gastgebers mit, mithin also eine Frauen/Mädchenquote von fast 20%. Großartig!! (Bevor mir die Mathematiker in unseren Reihen die Zahlen um die Ohren klatschen , möchte ich einwerfen, dass nur 6,5 Mannschaften und somit nur 26 Spielerinnen und Spieler am Start waren.) Die Veranstalter hatten es so eingerichtet, dass die beiden DWZ-stärksten Teams in der Schlussrunde aufeinandertrafen. Bis dato hatten wir alles gewonnen und lediglich der unterkühlte Thomas einen halben Brettpunkt abgeben müssen. In der Schlussrunde fegten wir die bis dahin ebenfalls  siegreichen Itzehoer mit 3,5 zu 0,5 von der Platte. Nur Iceman Denis gelang es nicht, das Zähneklappern zu kontrollieren und musste deswegen vorzeitig ins Remis einwilligen.

Wir gewannen also die erste Auflage des Langfeldt-Holz-Säger-Bier-Pokals in Wilster mit 12:0 Mannschafts- und 23 Brettpunkten. Ok, ich will an dieser Stelle auch nicht unterschlagen, dass wir im Schnitt 1955 DWZ-Punkte auf die Waage brachten. Der Zweiplatzierte SV Itzehoe kam dagegen "nur" auf einen DWZ-Schnitt von 1593, während die Drittplatzierten, die erste Mannschaft des gastgebenden Vereins, im Schnitt 1413 DWZ-Punkte schwer waren. 

Insgesamt verlief die Veranstaltung in einem herzlichen und harmonischen Rahmen. Die netten Gastgeber, die Schachfreunde Wilstermarsch, hätten zweifellos einen größeren Zuspruch verdient gehabt. Wenn es im nächsten Jahr eine Neuauflage geben sollte, werden wir – mit Nikolas! – auf jeden Fall versuchen unseren Titel zu verteidigen. Einzelheiten zum Turnier sind auf der Homepage des gastgebenden Vereins zu finden:

www.schachfreunde-wilstermarsch.com/index.php/mannschaft/holz-saeger-bier-pokal

Ach ja, wie kommt denn nun der Langfeldt-Holz-Säger-Bier-Pokal zu seinem Namen? Nun, "Langfeldt" wurde ja bereits erklärt. Da in einem Baustoffhandel gelegentlich auch Holz gesägt wird, erklären sich auch die weiteren Namensbestandteile. Und das "Bier" ist ein Bier, welches privat (von Herrn Langfeldt?!) gebraut wird und vor Ort von einem netten Serviceteam ausgeschenkt wurde.