TV Fischbek I vs. SKJE II (5:3)

Das ungeschriebene Recht des ersten Satzes gebührt natürlich dem Mannschaftsführer. Warum er es aber nicht ausübt, eröffnet Raum für wilde Spekulationen. Ist er noch so geblendet von dem Glanz kristallklarer Kominationen? Oder grübelt er noch, wie es uns gelang, das vermutlich folgerichtige 3:5 doch noch in ein 5:3 umzubiegen? Ich tippe eher auf die zweite Variante.  

Apropos Mannschaftsführer. Es gab Zeiten – ich glaube ich erwähnte es bereits in einem kurzlich veröffentlichen Beitrag -, in denen der MF die Geisterstunde sitzend am Brett einläutete. Diesmal saß er aber zu mitternächtlicher Stunde bereits beim Bier im "Donnerwetter" (eigentlich war es Nikolas´Bier, aber der MF saß direkt daneben). Zuvor musste er sich viele Stunden die Zeit vertreiben, denn seine Partie war – wieder einmal – nach rund eineinhalb Stunden Spielzeit die erste beendete Partie des Abends. Ein Remis zum Auftakt war schon ok, denn es war davon auszugehen, dass die nahezu in Bestbesetzung angetretenen SKJEler alles daran setzen würden, uns in der Tabelle ein- oder gar zu überholen.  

Nach Denis Remis passierte erst einmal – nichts! Stundenlang rangen wir an den übrigen Brettern um den Erfolg. Um viertel vor elf war dann "Happy Hour" angesagt. Sowohl Christoph Serrer als auch Nikolas Egelriede kassierten jeweils den vollen Punkt. Das 2,5:0,5 sah eigentlich schon echt beruhigend aus. Die Beruhigung ging aber lediglich von den nackten Zahlen auf der Spielberichtskarte aus. Die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz und da sah es zwischenzeitlich arg düster aus.

Matthias Luckhardt eröffnete seine Partie geradezu lehrbuchartig. Aus der prosperierenden Stellung zu Beginn des Mittelspiels blieb jedoch beim Übergang in das Endspiel nur eine schwelender Trümmerhaufen übrig. Eine Qualität und zwei Bauern weniger lassen sich einfach nicht verteidigen. Gehörig frustriert fügte er sich in das Unvermeidliche. Kurz darauf musste auch Sven Becker seine Partie aufgeben und SKJE glich zum 2,5:2,5 aus. 

Drei Partien liefen noch und es sah nicht unbedingt nach einem Erfolg für uns aus. Ich bot meinem Gegner Günther Schierholz bereits frühzeitig ein Remis an, aber er lehnte unter Hinweis auf den zu diesem Zeitpunkt für SKJE ungünstigen Spielstand ab. Ein zweites Remisangebot folgte nach einem gebotenen Abstand, aber wieder war es nichts mit der Punkteteilung. Verständlich, denn uns würde ein 4:4 mehr nützen als unseren Gästen. So hieß es Ärmel hochkrempeln und weiterspielen, nein -arbeiten.

Den Verlauf der Partie von Jakob Kneip habe ich nur punktuell mitbekommen. Zweimal schaute ich etwas intensiver, was sich bei uns am 3. Brett so tat. Mein Eindruck beim ersten Zusehen: Eine üble Ruine, die man in dieser Form ansonsten nur bei Partien im Jugendbereich zu Gesicht bekommt. Jakobs Dame war futsch und die weiße Armee hatte bereits die Düppeler Schanzen rund um Jakobs König fast erobert. Aber nur fast, denn Jakob erdreistete sich, die Partie einfach unbeirrt fortzusetzen. Mein Eindruck beim zweiten Zusehen: Ja, wo sind denn die weißen Steinchen alle hin? Vom stolzen Mattangriff war nichts, aber auch gar nichts mehr zu sehen. Im Endeffekt behielt Jakob im Turmendspiel eine Handvoll Mehrbauern übrig. Wie Jakob das hinbekommen hat, ist mir immer noch ein Rätsel. Hat er die "Copperfield-Variante" ausgepackt und die weißen Kaninchen zurück in den Zylinder gezaubert? Ich weiß es nicht.  

Nebenan an Brett vier bemühte sich zuvor Philip Reichhardt über Stunden, seinen Mehrbauer zu verwerten. Endlich, in allerhöchster Zeitnot gelang es ihm schließlich, den verdienten Punkt einzufahren. Mit dem Punktgewinn von Philip stellte endlich auch mein Gegner seine Beühungen ein, mehr als ein Remis herauszuholen. Zwischenzeitlich musste ich sogar noch eine kritische Phase überstehen, die mich einen Bauern hätte kosten können. Allerdings hätte das daraus resultierende Endspiel noch genügend Rettungschancen für mich geboten.

Nach zähem Kampf schickten wir unsere Gäste kurz vor Mitternacht punktlos auf die Heimreise, während wir uns anschickten, die Eindrücke des Mannschaftskampf bei einem Bierchen, Kaba, KiBa oder Cuba Libre im "Donnerwetter" zu verarbeiten. In der nächsten Runde geht`s auf nach St. Pauli, wo Trinkfestigkeit angesagt ist.