Nur eine Woche nach unserem etwas glücklichen Sieg gegen SKJE 4 mussten wir am Freitag bei HSK 10 antreten, und wieder konnten wir einen kampflosen Verlustpunkt nicht vermeiden. Da drei unserer vier Mannschaften in der Bezirksliga spielen, sind die Möglichkeiten Ersatzspieler zu bekommen leider sehr eingeschränkt. Großer Dank gebührt daher Klaus Düwel, der sich wie schon in der ersten Runde für uns ins Getümmel warf, denn sonst hätten wir gleich mit einem 0:2 starten müssen!
Von den ersten 15 Minuten des Mannschaftskampfes kann ich aufgrund einer Konkurrenzveranstaltung nahe des Heiligengeistfelds, der ich zumindest in der ersten Halbzeit beiwohnen "musste", nicht viel berichten. 😉 HSK 10 war mit zwei Ersatzspielern angetreten, tat uns aber im Gegensatz zu SKJE 4 in der Woche zuvor nicht den Gefallen, einen Punkt zu verschenken, so dass es nach einer Stunde eben 0:1 stand.
An den anderen Brettern zeichneten sich erste Tendenzen ab: Denis hatte an Brett 1 eine etwas bessere Stellung und würde mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit schon mal nicht verlieren. Gleiches galt für Thomas an Brett 3, während Peter an Brett 4 dieselbe Eröffnung auf dem Brett hatte wie meine Wenigkeit an Brett 6, und immerhin (auch im Gegensatz zu letzter Woche) stand ich nicht schon nach der Eröffnung auf Verlust (wie auch Peter nicht). Während es aber bei mir Rochaden zu entgegengesetzten Seiten und eine größere Differenz in der nominellen Spielstärke gab, schien Peters Partie in relativ ruhigen Fahrwassern und insofern auf ein Remis zuzusteuern.
Andreas hatte sich an Brett 5 offenbar Denis' Ratschläge zu Herzen genommen und drängte seinen Gegner schnell in die Defensive, genauso wie Nikolas an Brett 7. Auch Klaus' Stellung machte einen ordentlichen Eindruck, so dass man trotz des Rückstands optimistisch sein durfte.
Nikolas war es dann nach gefühlt weniger als zwei Stunden Spielzeit vorbehalten, für den Ausgleich zum 1:1 zu sorgen. Sein Gegner hatte (auch bei entgegengesetzten Rochaden) einen schnell verpuffenden Angriff vom Zaun gebrochen, dabei aber die Verteidigung seines lang rochierten Königs vernachlässigt, was Nikolas konsequent auszunutzen wusste und so den ersten Punkt für uns einfuhr.
Überhaupt ist Nikolas nach fast der Hälfte der absolvierten Mannschaftskämpfe der stille Held im Team und mein klarer Kandidat für den bisherigen MVP ("most valuable player"): Nicht nur hat er alle Mannschaftskämpfe für uns bestritten, sondern er hat auch mit vier Punkten aus vier Partien auf äußerst ruhige, konzentrierte und souveräne Weise das optimale Ergebnis geholt. Bitte weiter so! 🙂
Denis versuchte derweil weiterhin, seine optische Überlegenheit in etwas Zählbares umzumünzen, während es an meinem Brett wieder einmal deutlich wurde, dass man auch Gegner mit nominell 200 DWZ-Punkten weniger auf dem Konto keinesfalls unterschätzen darf: Mit großem Kampfgeist und einigen taktischen Finessen und Fallen suchte mein um einige Lenze älterer Kontrahent furchtlos das Heil in der Offensive, und man konnte sicherlich nicht behaupten, dass ich klaren Vorteil hatte.
Ganz im Gegensatz zu Andreas, dem es durch eine dauerhafte Mattdrohung in Form einer Dame-Läufer-Batterie gelungen war, die schwarze Dame samt Gefolge zu lähmen und die Daumenschrauben langsam aber sicher immer fester anzuziehen. Der Sieg für uns konnte an Brett 5 daher eigentlich nur eine Frage der Zeit sein.
Keine Siege gab es hingegen an den Brettern 3 und 4 zu feiern, wo sich in relativ kurzer Folge sowohl Peter als auch Thomas mit ihren Gegenübern auf Remis einigten: 2:2. Derweil hatte sich die Lage an Klaus' Brett 8 doch merklich eingetrübt, und so musste man von einem baldigen 3:3 ausgehen. Der Mannschaftskampf würde sich also in den Partien von Denis und mir entscheiden.
Denis war es dann zwar gelungen, einen Bauern einzuheimsen, aber leider hatte er auch ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern auf dem Brett, so dass es sehr schwer bis unmöglich werden würde, an Brett 1 mehr als einen halben Punkt zu holen. Der Druck lag also bei mir: Das Ergebnis an meinem Brett würde das Ergebnis des Mannschaftskampfes bestimmen.
Die vierte Stunde war schon um, und während Denis weiterhin nach einem Gewinnweg suchte, hatte sich bei mir das Feld etwas gelichtet: Ich hatte den Fallstricken (teilweise im letzten Moment, den in die aufgestellte Falle tapsenden Zug schon fast ausführend) ausweichen und zwei Bauern ergattern können, aber aufgrund des beiderseitigen Angriffs und der etwas besseren Postierung der gegnerischen Schwerfiguren war die Partie noch lange nicht entschieden.
Mitternacht nahte, und plötzlich gab es Aufruhr an Brett 1. Denis' Gegner reklamierte mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr Remis nach der 50-Züge-Regel, und nach einigen Verwirrungen konnte die Situation mit Hilfe von Jürgen Kohlstädt geklärt werden: Remis und 3,5:3,5.
Zu diesem Zeitpunkt tickten freilich auch die Uhren an meinem Brett auf beiden Seiten herunter, wobei ich neben dem immer deutlicher ins Gewicht fallenden materiellen auch einen leichten zeitlichen Vorteil hatte, aber stets auf taktische Fallen acht geben und so tendenziell etwas mehr Zeit investieren musste. Mit etwas Glück und Geschick gelang es mir aber, die mühsam erkämpfte Gewinnstellung nicht mehr zu verderben, und als ich dann kurz nach Mitternacht die gefallene Zeit meines aufopferungsvoll kämpfenden und immer nach seiner Chance suchenden Kontrahenten reklamierte, hatte ich zwar einen deutlichen Vorteil und insofern verdient gewonnen, aber auch nur noch 43 Sekunden auf der Uhr! Die Kiebitze fühlten sich jedenfalls prächtig unterhalten. 🙂
Wir hatten also wie schon in der Woche zuvor trotz einer kampflos verlorenen Partie einen wichtigen Sieg errungen und bleiben im Aufstiegsrennen am Ball und in der Bezirksliga A in der Pole Position. In knapp vier Wochen kommt dann mit Bille 2 eines der Teams zu uns, die trotz eines überraschend deutlichen 2:6 gegen Marmstorf 2 in Runde 4 zum erweiterten Kreis der Anwärter für den Aufstieg in die Stadtliga zu zählen sind. Wir müssen dann also in Bestbesetzung antreten und auf der Hut sein, wollen wir diesen Konkurrenten auf Abstand halten!