Streng genommen begann schon vor dem offiziell festgesetzten Termin der Wettkampf gegen den SC Sternschanze. Da Knud und Stefan ihre Teilnahme absagen mussten, galt es für mich zunächst einen Ersatzspieler zu nominieren. Die Zeiten, als man den Mannschaftsführer nachts aus dem Bett klingelte oder diesem großzügige Geldzuwendungen in Aussicht stellte, nur um einen der begehrten Plätze als Ersatzspieler zu bekommen, sind längst vorbei. Von etwaigen Avancen amouröser Art ist mir in diesem Zusammenhang jedoch nichts bekannt.
Nachdem sich das Reservoir der in Frage kommenden Spieler schon fast erschöpft hatte, erwischte ich Bjarne Albrecht am Telefon. Oder besser gesagt seinen Vater. Ohne überhaupt Rücksprache mit seinem Filius zu halten, sagte er mir Bjarnes Teilnahme spontan und ohne zu zögern zu. Ein Mann – ein Wort. Nach dieser tollen Erfahrung überlege ich, ob ich künftig nicht grundsätzlich erst einmal bei den Eltern meiner Mitspieler anrufen sollte, um die erhofften Spielzusagen zu bekommen. Unkomplizierter geht es nun wirklich nicht.
Mit einer vollständigen Mannschaft im Rücken hoffte ich, dass uns angesichts des übermächtigen Gegners die Höchststrafe, das verhasste, beim Gegner jedoch äußerst beliebte, 0:8 erspart bleiben würde. Diese Sorge verflüchtete sich glücklicherweise gleich zu Beginn des Mannschaftskampfs. Viktor strich einen kampflosen Punkt ein und brachte uns 1:0 in Front. Aber das Imperium vom SC Todessternschanze schlug gnadenlos zurück. 0:1 David, 0:1 Bjarne, 0:1 Martin und 0:1 ich. Whamm, bang, zack, karumms – die Verhältnisse waren damit erst einmal geradegerückt.
Ein Hauch von frühlingshaften Optimismus verbreitete sich aber an den restlichen Bretter. Sowohl Felix als auch Stephan hatten klar bessere, wenn nicht sogar gewonnene Stellungen und auch Peter durfte leise Hoffnungen hegen, Zählbares aus einem Turmendspiel mit Minusbauern mitzunehmen. Dass es letztlich statt der erhofften 2,5 nur 1,5 Punkte wurden, ist aber aus Sicht des Mannschaftsführers zu verschmerzen gewesen. Stefan ärgerte sich sicherlich am meisten, seinen Qualitäts- und Stellungsvorteil nicht in einen vollen Punkt umgewandelt zu haben. Bis zur entscheidenden Phase im Endspiel spielte er eine durchaus ansehnliche Partie. Dafür zeigte Felix eine wirklich starke Leistung und bezwang seinen rund 2000 DWZ-Punkte mächtigen Gegner mit einer starken Leistung. Chapeau!
Dem Sprichwort „Alle Turmendspiele sind remis“ erteilte Peter eine Absage. Seines war es nämlich – leider – nicht. Zu diesem Zeitpunkt des Mannschaftskampfs war dies ohnehin nicht mehr von Belang. Letztlich verloren wir mit dem Ergebnis von 2,5 zu 5,5 das „Spitzenspiel“ der beiden nominell stärksten Mannschaften in der Kreisliga A. Angesichts des Unterschieds von 130 Punkten (in der Besetzung des gestrigen Abends waren es sogar 213 Punkte) vermochte sich ein Flair von Spitzenspiel nicht wirklich einstellen. Zu deutlich war hier der Leistungsunterschied zwischen einem klassischen Vertreter der Kreisliga und einer Mannschaft, die berechtigte Ambitionen auf vordere Plätze in der Bezirksliga hegen darf. Aber egal. Ich war trotzdem zufrieden mit meiner Mannschaft, nicht unzufrieden mit meiner Verlustpartie, die von meinem Gegner sehenswert und damit verdient gewonnen wurde und nicht unzufrieden mit den Aussichten für die kommenden Spiele in der Kreisliga A.