„Das war ein Satz mit x“. Mit dieser nüchternen Feststellung um Mitternacht resümierte Matthias die Geschehnisse, die sich in den fünf Stunden davor ereigneten. Mein Fazit sah ähnlich aus, wäre aber in der Formulierung nicht wiedergabefähig gewesen.
Bereits im Vorfeld des Mannschaftskampfs begannen die Schwierigkeiten. Die Spielansetzung brachte es mit sich, dass Fischbek II, III und IV am gleichen Tag spielen mussten. Da auch eine Reihe von Spielern ausfielen, waren wir gezwungen, Manfred Friese und mich als Ersatzspieler zu nominieren mit der Folge, dass meine Stammmannschaft nur zu siebt bei den Schachelschweinen aufkreuzen konnte. Nur nebenbei: Das Team verlor trotz aufopferungsvollen Kampf mit 3:5.
Um zehn vor sieben war mir doch ein wenig mulmig, weil erst die halbe Mannschaft anwesend war. Aufgrund der längeren Anfahrtswege von Jannis (Bremen) und Matthias (Lüneburg) dauerte es mit der Komplettierung des Teams ein wenig. Nach einem kurzen Moment der Orientierungslosigkeit („Wir begrüßen die Mannschaft von HSK X„. „Aber wir sind`s doch – HSK XI!“ Tztztz….wissen wir doch. Als könnten wir die Volksfront von Judäa nicht von der judäischen Volksfront unterscheiden. ) kehrte endlich Ruhe ein und der Kampf begann.
Um 21.00 Uhr, zu einem Zeitpunkt, an dem andere Mannschaften mitunter noch wechselseitig ihre Eröffnungskenntnisse abklopfen, hatte sich an 50% der Bretter der Pulverdampf bereits verzogen. Den Anfang machte Joachim, der sich den Punkt mit seinem Gegner teilte. Relativ zeitgleich wurden dann zwei volle Punkte verteilt, und zwar für Hubert und für Jörgs Gegner. Auch Bodo hatte wenig Lust, seine Partie bis in die mitternächtliche Stunde auszudehnen und bot erfolgreich remis an.
Der Zwischenstand von 2:2 ließ die Hoffnung aufkommen, dass an diesem Abend etwas gehen könnte. Jannis stand zwar bei sehr spärlicher Restbedenkzeit sehr gedrängt, aber es bestand die Hoffnung auf einen vollen Punkt durch Manfred oder Matthias. Meine Stellung war im Prinzip komplett ausgetrocknet, was auch Fritz 16 im Nachhinein bestätigte, aber mein Remisangebot wurde trotzdem abgelehnt. Nur vier Züge später wurde ich Empfänger einer Friedensbotschaft, die dann wiederum von mir zurückgewiesen wurde. Jedoch nicht, weil ich wegen der vorangegangene Friedensofferte irgendwie beleidigt gewesen sein könnte, sondern schlichtweg deshalb, weil ich zu diesem Zeitpunkt bereits um einen Bauern reicher war. Aus heiterem Himmel fiel mir ein Bauer des Gegners kompensationslos in den Schoß. Mal sehen, wie sich das Schwerfigurenduell – jeder verfügte über Dame und zwei Türme – weiterentwickeln würde.
Manfred sah sich einem Endspiel gegenüber, in dem jeder einen Turm und einen Läufer der gleichen Farbe sowie die gleiche Anzahl Bauern hatte. Möglicherweise hätte Manfred das Endspiel noch ein wenig kneten können, denn sein Gegner musste sich um das Problem „Isolani“ kümmern. Da dieser aber relativ einfach vom Läufer gedeckt werden konnte, war es in der konkreten Stellung wohl objektiv unmöglich Fortschritte zu erzielen. Remis.
Dann krachte die „Fischbek II“ mit voller Wucht gegen den Eisberg. Zuerst musste Jannis das Handtuch werfen. Er hat sich zwar tapfer bemüht, die schwarzen Horden unter Kontrolle zu halten, aber am Ende musste er sich einem deutlich stärkeren Gegner beugen. Ein Ergebnis, welches nicht überraschend kam, denn HSK XI ist gerade an den vorderen Brettern außerordentlich stark besetzt.
Nun oblag es eigentlich mir, die Schotten wieder dichtzumachen und den Kahn auf Kurs – sprich Punktgewinn – zu halten. Zu dem Mehrbauern hatten sich noch zwei weitere Kameraden gesellt und es war nur eine Frage der Zeit, wann der Ausgleich zum 3:3 eintreten würde. Matthias stand auch ganz gut, so dass zu diesem Zeitpunkt ein 4:4 mehr als realistisch war.
„Nichts ist schwerer, als eine gewonnene Partie zu gewinnen“. Ich bin mir nicht sicher, wem dieser Aphorismus zugeschrieben wird (Tarrasch? Tartakower? Hat Lichtenberg Schach gespielt?), aber für die verhasste Sammlung von Praxisbeispielen habe ich ein weiteres Exemplar beigesteuert. Meine Stellung sollte sich eigentlich von ganz allein spielen. Nach dem Tausch eines Turmpaares gelang es mir, den zweiten Turm meines Gegners kalt zu stellen. Mein König war relativ sicher, meine Dame hatte sich brettbeherrschend die lange Diagonale a1/h8 gesichert und mein Turm wartete erwartungsvoll auf seinen Einsatz. Mein Gegner versuchte noch einen letzten, verzweifelten Angriff zu starten, der eigentlich sehr leicht abzuwehren war. EIGENTLICH. Hat mir jemand etwas in den Kaffee geschüttet oder ist meine Batterie in die Knie gegangen? Ich nachhinein ist es mir unerklärlich, wie es möglich war, so viele schlechte Züge hintereinander auf das Brett zu „zaubern“. Und wenn eine Partie erst einmal ins Rutschen kommt, geht es oftmals direkt bergab. Eine zwischenzeitlich mögliches Dauerschach, was wenigstens den halben Punkt gerettet hätte, wurde von mir geflissentlich übersehen. Den Wassereinbruch konnte ich nicht mehr eindämmen und verdientermaßen belohnt Caissa so eine Null-Leistung mit null Punkten.
Für die Ergebniskosmetik sollte dann eigentlich (wie oft habe ich in diesem Artikel eigentlich das Wort „eigentlich“ verwendet?) Matthias verantwortlich sein. Aber statt eines 3,5:4,5 oder wenigstens 3:5 vermochte er aus seiner aussichtsreichen Stellung auch nicht mehr als eine Null herauszuquetschen. Gegen Mitternacht sank dann die „Fischbek II“ bei 2,5 Grad westliche Länge und 5,5 Grad nördliche Breite.
Trotzdem glaube ich, dass an einem anderen Tag für uns mehr drin gewesen wäre.
Forza Fischbek!
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Und täglich grüßt des Murmeltier…
Wie jedes Jahr zittern bis zur letzten Runde. Aber wenn ich nicht wieder spiele wie ein Murmeltier im Winterschlaf, andere ihre Stellungen mal ausspielen und das nötige Quäntchen Glück hinzukommt wird es schon klappen.
Wie jedes Jahr eben…
TEAM!
So können wir jedenfalls nicht wieder auftreten! Viel zu frühen Friedensschlüssen angesichts der Lage an den ersten beiden Brettern folgten dann die Wegsteller durch Andreas (siehe Bericht) und leider mit den beiden Zügen vor der Zeitkontrolle und noch wenigen Sekunden auf der Uhr auch von mir (aus ± für mich machte ich zunächst += für mich und dann mit dem 40. +- gegen mich), woraufhin ich ebenfalls Chancen auf Remis in der Folge liegen ließ und „nichts mehr sah“, was auch an meinem Schlafmangel gelegen haben mag, wie schon in der Runde zuvor.
Gegen HSG/BUE (voraussichtlich leider ohne mich) und gegen Weiße Dame 2 müssen wir endlich als Mannschaft auf- und antreten und auch die Lage an den anderen Brettern im Auge behalten, ehe wir vorzeitig (und bei teils noch recht vollem Brett) übereilt Friedensangebote machen.
Forza Fischbek!
Kopf hoch!
Leider gibt es solche Tage.
Noch ist der Klassenerhalt möglich.
Bigpoints in den Schicksalsspielen
und alles ist gut.