Gestern trafen wir auf die nominell zweitbeste Mannschaft der Stadtliga A. Damit fiel uns zwangsläufig die Rolle des Außenseiters zu und wir gaben uns auch reichlich Mühe, den Erwartungen zu entsprechen. Der Auftakt verlief noch relativ unspektakulär. Dirk konfrontierte seinen Gegner mit Albins Gegengambit. Erfahrungsgemäß enden Partien, die auf diese verhältnismäßig exotische Weise eröffnet werden, sehr schnell. So auch hier. Meist gibt es dann aber auch einen Sieger. Hier jedoch nicht.
Das gleiche Ergebnis trug sich dann auch ein Brett weiter unten "an Acht" zu. Joachim sicherte sich durch solides Spiel ein Remis, womit sowohl er als auch der Schreiber dieser Zeilen sehr zufrieden waren. Unsere beiden Ersatzspieler haben damit die Erwartungen voll erfüllt.
Mit der Verlustpartie von Nikolas begann die Talfahrt unserer Mannschaft. Leider habe ich den Fortgang der Partien in der oberen Hälfte nicht aufmerksam genug verfolgen können und kann daher nur eine sehr oberflächliche Einschätzung des Geschehens abgeben. Mir schien jedoch, dass wir an keinem Brett mit mehr als einem Remis rechnen durften. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch Philips Null, welche nur kurz nach Nikolas`Kapitulation in die Spielberichtskarte eingetragen werden musste.
Beim Zwischenstand von 1:3 war der Drops eigentlich schon gelutscht. Zwar gelang es Thomas, seine fragile Stellung noch zu halten, aber das bedeute auch, dass es noch aussichtsloser war, etwas Zählbares verbuchen zu können. Zwischenergebnis nunmehr 1,5:3,5. Meine aussíchtsreiche Partie entglitt mir danach zusehends. Die häusliche Analyse förderte später zwar eine Menge vielversprechender Varianten zutage, aber die Fähigkeit, die lediglich "gefühlten" Gewinnfortsetzungen auch exakt bis zum Gewinn durchzurechnen, brachte ich am Brett nicht mehr auf. Zum Schluss wurde es sogar grotesk. Bereits in völliger Gewinnstellung übersah mein Gegner einen einzügigen (!) Turmgewinn, der im übernächsten Zug sogar zwingend zum Matt (!!) geführt hätte. Stattdessen gab es nur noch zwei unnötige Schachgebote, die im Gewinnsinne jedoch noch nichts verdarben. Jedoch nach dem einem Zug ohne Schachgebot (…b4) schlug dann der Blitz ein. De7 – f8 matt (!!!). Vor meinem inneren Auge tanzten in wilder Ekstase Marienkäfer, Schornsteinfeger, vierblättrige Kleeblätter und Schweinchen miteinander Polka. Was für ein Dusel. Ein Finale, wie man es sonst nur in der U8 zu Gesicht bekommt. Da hat mir Fortuna aber einen fetten Schmatzer auf die Stirn gedrückt. Es wäre jedoch viel gerechter gewesen, wenn Caissa beiden Protagonisten eine saftige Ohrfeige verpasst hätte.
Durch die Laune des Schicksals erfuhr der Mannschaftskampf unerwartet wieder Spannung. Christoph konnte in seiner Partie zwar nichts mehr bewegen und musste ins Remis einwilligen. Dagegen versuchte Alexander, ein kompliziertes Endspiel mit Mehrbauern zum Sieg durchzudrücken. Aber auch hier stand uns Fortuna zunächst zur Seite. Dass Alexander überhaupt bis ins Endspiel vordringen konnte, war dem Umstand geschuldet, dass sein Gegner zuvor einen Turmgewinn mittels Springergabel übersehen haben soll (so wurde mir jedenfalls berichtet). Wieder einmal hatte ein Fischbeker den Papst in der Tasche. Noch. Der hatte dann aber offensichtlich genug davon, die Truppe vom Balkan der Hansestadt weiter einseitig zu begünstigen und sorgte schlussendlich für das standesgemäße Endergebnis von 3,5:4,5.
Fazit: In Hinblick auf den Kampf um den Klassenerhalt kamen wir zwar keinen Meter voran, aber angesichts der Tatsache, dass wir an den Brettern 2 bis 8 deutlich niedrigere Wertungszahlen aufzuweisen hatten, war das Ergebnis schon ok. St. Pauli hat jedenfalls verdient gewonnen und wird im Kampf um die Tabellenspitze noch ein gehöriges Wort mitreden.