Na bitte, es läuft doch. Ungefährdet gelang der Ersten gestern Abend der erste Saisonsieg. Fischbek ainz wie es singt und lacht.
Der Erste, der lachen durfte, war Nikolas. Um 20.00 Uhr war sein Tagewerk vollbracht. Uhr abstellen, Füller in die Jackeninnentasche stecken, Jacke anziehen und weg. Wenn ich Nikolas Gesichtsausdruck richtig interpretierte, hätte er gestern sehr gerne gespielt, aber dazu gehören beim Schach nun einmal zwei. Aber in unserer Situation fragen wir nicht danach, wie die Punkte zusammenkommen. Hauptsache der erste Zähler kann auf der Habenseite verbucht werden.
Punkt Nummer 2 wurde diesmal von Christoph beigesteuert. Sein erster voller Zähler in dieser Saison trug uns bereits eine komfortable Zweipunkteführung ein, die von Thomas kurz darauf auf einen Punkt eingedampft wurde. Beide Partien habe ich nicht so intensiv beobachtet, so dass ich mich einer eigenen Einschätzung enthalten muss. Grund für die Enthaltsamkeit war natürlich meine eigene Partie, die ich nicht schon wieder versemmeln wollte. Nach sechs Zügen lenkte ich diese in – zumindest mir – unbekanntes Fahrwasser. Denis hätte mir die Eröffnungsvariante womöglich um die Ohren geknallt, aber die Tatsache, dass mein Gegner auch einige Zeit investieren musste, nährte die Vermutung einer subjektiv gerechtfertigten Eröffnungswahl. In der Folge ging mein Plan, auch retrospektiv betrachtet, vollkommen auf, die gröbsten Patzer und Schnitzer zu vermeiden und einfach einmal zu gucken, was kommt. Im 24. Zug konnte ich bereits mit einem Springeropfer einen klaren Vorteil erzielen, der sich bereits einen Zug später in klingender Münze, sprich Partiegewinn, auszahlte. Da war er wieder, der Zweipunktevorsprung.
Von der Last des "Nichtverlierenwollens" befreit, war es mir auch möglich mich intensiver dem Kiebitzen zuzuwenden. Zunächst war es Felix, der den Spannungsbogen weiter hoch hielt. Blutleeres Herumgeschiebe, wie es die Protagonisten an unseren ersten beiden Brettern immer wieder zelebrieren, ist Felix Sache nicht. Schach ist eine Funsportart, da ist Action gefragt. Ok, manchmal endet eine flott angelegte Partie – wie gestern Abend – auch nicht so funny. Aber leichtfertigt etwas wegzuschenken, ist Felix`Sache trotzdem nicht. So lange es ging, versuchte er alles, um doch noch ein Wunder zu bewirken. Vergeblich – SKJE konnte auf 2:3 verkürzen.
Besorgnis sollte sich bei mir aber nicht mehr einstellen. Wie es sich für einen großen Bruder gehört, rächte sich Philip postwendend für Felix`Niederlage. Ein paar Klippen musste er zwar überwinden, aber das Übergewicht eines Springers reichte im Endspiel dann doch, um den mittlerweile liebgewonnen Zweipunktevorsprung wieder herzustellen. Angenehmer Nebeneffekt: Der erste Mannschaftspunkt ist gesichert. Dass es für einen weiteren Mannschaftspunkt reichen würde, lag beim Betrachten der letzten beiden offenen Partien auf der Hand. In beiden standen wir klar besser und es hätte einer mittleren Katastrophe bedurft, wenn hier etwas den Bach hätte herunter gehen sollen. Aber Knud schaffte es in seiner eigenen Art, doch noch so etwas wie Hochspannung zu erzeugen. Mittlerweile befanden sich beide Spieler in horrender Zeitnot und ich mochte nicht mehr hinschauen – zumindest nicht auf die Uhr und stellte mich deshalb auf die andere Seite des Bretts. Eigentlich hätte ich dies nicht tun dürfen, denn als Mannschaftsführer bin ich gleichzeitig auch Schiedsrichter und damit auch verpflichtet, den ordnungsgemäßen Fortgang der Partie zu beobachten. Die Zeitüberschreitung wurde dann auch festgestellt – und zwar vom anderen Schiedsrichter/Mannschaftsführer und zu Lasten von SKJE. Sehr fair! Zu diesem Zeitpunkt war Knuds Partie allerdings auch deutlich gewonnen. Knud gelingt es erstaunlicherweise immer wieder, selbst in höchster Zeitnot präzise zu bleiben. Meine Nerven…
5:2 für uns und Hubert sollte die Cocktailkirsche auf den Kuchen setzen. Sollte. Leider gelang es Hubert erneut nicht, eine bis dahin vorzüglich gespielte Partie ihrem logischen Ende zuzuführen. Wie bereits bei unserem Match gegen Union Eimsbüttel, wo Hubert eine spektakuläre Partie bedauerlicherweise doch noch wegwarf, nutzte der Gegner seine letzte "Schummelmöglichkeit", um den vollen Punkt zu machen. Die Schlussphase erinnerte mich ein wenig an Denis`Verlustpartie gegen Königsspringer, wo alle bereits mit einem positiven Ende rechneten.
Ein 5:3 gegen SKJE III stand im Grunde nicht in unserer Regieanweisung. Netterweise haben Hubert und Knud unseren personellen Engpass ohne zu zögern überbrückt und sind für Denis und Alexander eingesprungen. Allein diese Tatsache ist schon ein Gewinn für uns, zumal unsere Gegner ihrerseits ungeplant auf einen Mitspieler verzichten mussten. Sehr erfreut war man dort augenscheinlich nicht, weil man sich gegen uns durchaus etwas ausgerechnet hat. Egal. Wir freuen uns wie Bolle über den ersten Saisonsieg und werden weiter um den Klassenverbleib kämpfen. Bei dieser Einstellung ist Optimismus vollkommen angebracht.