Schachfreunde VI vs. Fischbek IV 2:2

Eine Mannschaft in der Basisklasse zu komplettieren, ist mitunter sehr schwierig. Spieler gibt es eigentlich genug, aber die neuralgischen Termine sind diejenigen, die unter der Woche und auswärts stattfinden. Für unsere Nachwuchsspieler Bendix, Felix und David ist ein Spiel an einem Donnerstag aufgrund schulischer Prioritäten nicht realisierbar. Wenn dann bei den Berufstätigen noch die eine oder andere berufliche Verpflichtung dazwischenfunkt, wird es eng. Verdammt eng. Zu eng. Leider konnten wir nur zu dritt zu unserem Gastspiel zu den Schachfreunden Hamburg anreisen. In den oberen Spielklassen lässt sich ein Ausfall mitunter noch gut kompensieren, da noch sieben andere Spieler die Kastanien aus dem Feuer holen können. Aber in der Basisklasse schlägt ein Ausfall von 25 % der Belegschaft schon mächtig ins Kontor. An Bord waren also Hans, Tamim, Hartmut und ich, der Chauffeur und Mannschaftskäpt`n. 

Schachfreunde Hamburg, da war doch was? Genau. Denis und Dirk werden sich sicherlich noch gut daran erinnern, als wir uns vor ein paar Jahren zum Dähne-Pokal bei den Schachfreunden verabredet hatten. Denis war da. Dirk war da. Ich war nicht da. Ich war schlicht zu blöd, den Spielort zu finden. Ok, die Kirchengemeinde hatte ich wohl entdeckt, aber wo waren die Schachspieler? Auf der Suche nach den Klötzchenschiebern riss ich auf dem Kirchengelände diverse Türen auf, hinter denen sich Bastelgruppen, Gesprächskreise, Umweltinitiativen, Blockflötenspieler und was es sonst noch im kirchlichen Umfeld gibt, verbargen. Nur die Schachspieler, die hatte ich seinerzeit nicht entdeckt. Vollkommen frustriert wie nach einem Schäfermatt fuhr ich nach Hause. Hohn und Spott waren in den nächsten Tagen der gerechte Lohn für dieses Unvermögen. Einige Zeit später musste ich erneut zu den Schachfreunden und war völlig verdutzt, wie simpel der Weg doch war. 

Vor dem Hintergrund der zurückliegenden Erfahrungen und in Anbetracht des anhaltenden Verkehrskollapses in der Hamburger Innenstadt fuhren wir sehr zeitig in Neugraben los. Zwei Routen standen zur Auswahl. Eine sedierende oder eine pulsierende. Die sedierende mit vermeintlichem Kriechverkehr auf der Eiffestraße verwarf ich. Neulich bin ich in einer ähnlichen Situation von einer Greisin mit Rollator überholt worden (naja, fast). Bevor die Mannschaft wegdämmert habe ich mich für die pulsierende Route über die Süderstraße entschieden. "Aber hallo, was ist denn das?" Die am Straßenrand in lasziver Pose wartenden Hübschlerinnen trieben den Pulsschlag meiner Mannschaft schlagartig in die Höhe. So ist`s recht. Jetzt sind sie wenigstens alle wach. Das visuelle Doping wurde zwar nur für wenige Sekunden verabreicht, aber es reichte offensichtlich. Bei den Schachfreunden angekommen dauerte es nur kurze Zeit, bis Tamim den ersten Punkt für uns machte. Kurz danach musste Hartmut, trotz zwischenzeitlich viel besserer Stellung, seinen König umlegen, aber Hans rettete mit seinem Sieg das Unentschieden. Über Einzelheiten der Gewinnführung möchte ich hier zwar nicht berichten, aber unsere Nerven waren zum Schluss alle runter.

Den Rückweg wählte ich natürlich mit Bedacht. Er führte nicht über die Süderstraße, sondern über die Eiffestraße und Berliner Tor. Andernfalls hätten die Jungs – wie nach dem Genuss von zwei Kannen Fernfahrerkaffee – gar keinen Schlaf mehr gefunden.