Hommage an Anderssen

1. Dr. Schwarzkopf, Jörg (4.5)
2. Vogel, Roven (4)
3. Kottke, Steffen (4)
4. Kulinna, Henning (4)
5. Müller, Mario (4)
6. Bacher, Oliver (4)

Am vorigen Wochenende fand das letzte Qualifikationturnier der aktuellen Schach-Amatuermeisterschaft in Magdeburg statt. Nach später Anreise und qualvoller Nacht in einem Raucherzimmer (jaja, im Osten gibt es sowas noch!) brachte die erste Runde in der C-Gruppe sofort die Gelegenheit zur ersehnten Revanche. Mein Gegner hatte mir dieses Jahr in Bergedorf die einzige Niederlage beigebracht, allerdings eine sehr schmerzliche, da ich dabei übel vorgeführt wurde. Also wurde das Messer gewetzt und es folgte ein erwartet blutiges Benoni-Gemetzel, das ich nicht zuletzt deswegen für mich entscheiden konnte, weil meinem Gegner offenkundig die 'Spezialregel' der Rochade noch niemand erklärt hat. Im Eifer des eigenen Angriffs hatte sein Monarch in der Mitte ausgeharrt (die Rochade verschwendet ja bekanntlich eines der für die Attacke so nötige Tempi) und wurde dann folgerichtig dort exekutiert.

In Runde zwei bewies ich dann das Fingerspitzengefühl just in dem Augenblick remis zu offerieren, als ich eine bessere Stellung schrittweise egalisiert und mit meinem letzten Zug unbemerkt einen Bauern eingestellt hatte. Spätestens da war klar, dass Caissa es diesmal gut mit mir meinte.

Am zweiten Tag ging es nicht nur aufgrund der Tatsache, dass ich mein Zimmer hatte gegen ein unverqualmtes tauschen können, frisch los. Wiederum floss am Vormittag reichlich Blut, diesmal in einer französischen Schlacht, und wiederum hatte ich das bessere Ende für mich. Auch an diesem Tag ging es am Nachmittag etwas gemütlicher zur Sache (meine Nachmittagsgegner waren beide Male jenseits der 70 – lag es daran?). Letztlich den Ausschlag gab die Dominanz des schwarzfeldrigen Läufers, dessen Gegenspieler sich ohne Not lange vorher im Austausch für ein schnödes Ross in die Schachtel gelegt hatte. Am Nachbarbrett wurde ich Zeuge eines unsportlichen Spektakels als sich zwei 'Schachfreunde' nach einem Zug über jeweils eine halben Punkt freuten.

Vor der Schlussrunde lag ich zusammen mit vier anderen Spielern bei 3,5 Punkten. Aufgrund meines frühen Remis hatte ich jedoch die schlechteste Buchholz-Wertung und somit war die Ausgangslage klar – Attacke wie schon an den anderen Vormittagen! Brett zwei remisierte nach zwei Zügen, Brett 1 nach ca. 8 Zügen. Da fühlte ich mich doch sehr bestätigt in der Wahl meiner Eröffnung. Kieseritzky-Gambit, Herz und Seele des Königsgambits! Erst wurde ein Bauer geopfert, dann noch einer und um das Maß voll zu machen dann noch ein dritter. Alle waren schon fertig und warteten auf die Siegerehrung als schließlich das staunende Publikum den schwarzen Monarchen tief in Feindesland sterben sah (natürlich hätte es leicht auch anders ausgehen können aber haben Anderssen und seine Zeitgenossen jemals diese Möglichkeit in Betracht gezogen wenn sie kühn opferten?).

Da pro Artikel ja nur ein Attachment erlaubt ist und das Feuermelderhemd unbedingt wieder einmal von unserer Heimat-Seite leuchte wollte lasse ich die Stellung zwei Züge vor Schluss kommentarlos als gesonderten Artikel folgen. Wer unbedingt den nicht ganz fehlerfreien kompletten Partieverlauf sehen möchte muss mich darauf ansprechen.