Ramada-Cup in Kassel

Bereits im letzten Jahr spielte ich beim Qualifikationsturnier zur Deutschen Amateurmeisterschaft (DSAM) in Kassel. Ich holte zwar ein gutes Ergebnis (+2, =3, -0), aber zu einer Platzierung unter den ersten Sechs und der Qualifikation zum Finale reichte es nicht.

Damals war ich alleine in Kassel, eigentlich merkwürdig denn der Spielort zählt eindeutig zu den beliebteren in meinem Verein. Die recht schmucken Wohnhäuser der Umgebung, ein gutes und vielfältiges Restaurantangebot und relative Nähe zu Hamburg machten es zu einem gern angenommenen Spielort meiner regelmäßigen DSAM-Mitstreiter.

Dieses Jahr wollten Viele spielen, auch stand ein kleines Comeback eines ehemaligen Fischbeker Spielers im Raume. Aber dann kamen die Absagen. Die Gründe waren unterschiedlich und auch bei mir stand es auf der Kippe, als feststand, dass ich kein Zimmer im Spielhotel bekommen würde.

Am Ende habe ich ein gutes Hotel in relativer Nähe ergattern können und erfreute mich an keinem Gedränge im Frühstücksraum und meinen regelmäßigen kilometerweiten Spaziergängen.

Leider wurde auch dieses Jahr die B-Gruppe aus Kapazitätsgründen in einen kleinen Nebenraum im 2. Obergeschoss ausgelagert. Nur zu gerne hätte ich wieder einmal im großen Hauptsaal gespielt.

In der ersten Runde erwartete mich ein bekannter Gegner, welcher für 1. b2-b4 bekannt ist. Zum Glück hatte ich diesmal Weiß und nach gutem Eröffnungsverlauf konnte er die Stellung ausgleichen, um dann einen Fehler zu begehen, welcher mir die Qualität einbrachte. Der Rest war ein Technikspiel auf engem Raum, wo ich letztlich relativ einfach den Sieg erringen konnte, weil sein Springer zu wenig Platz hatte, um meinen Figuren zu entgehen.

Die Partie dauerte recht lange, so dass ich ohne wirkliche Pause zur zweiten Runde antreten musste. Hier spielte mein Gegner erst einen (trendigen) passiven Aufbau, um dann möglichst viele Bauern gegen meinen König nach vorne zu werfen. Ich opferte eine Qualität um seinen entblößten Monarchen zu stellen. Der Computer befürwortet mein Vorgehen. Ich sah bereits ein kommendes Matt oder erheblichen Materialgewinn, da überraschte er mich mit einer Verteidigungsidee, die ihm nur relativ wenig Material kostete. So blieb ich mit 3 Freibauern am Königsflügel und 2 gegen 4 Bauern am Damenflügel und war doch enttäuscht. Diese Stellung ist wohl auch gewonnen gewesen, wenn auch technisch nicht trivial.

Wie enden solche Partien? Mit Remis, weil ich zweizügig die Qualität einstellte. Sicherlich war ich enttäuscht, aber nach über 8 Stunden Schach ist so ein Fehler auch nicht wirklich verwunderlich.

Das Losglück hatte ich in der dritten Runde, da mein zugeloster Gegner am unteren Ende der DWZ-Liste stand (aber 1,5 Punkte aus 2 Partien hatte). Er überraschte mich mehrfach in der Eröffnung mit Zügen, welche ich weder gesehen noch erwartet hatte. Letztlich waren es aber keine besonders guten Züge, so dass ich mit Bauer und besserer Stellung aus der Eröffnung herauskam. Dann fiel mir noch die Qualität zu und ich hatte einen weit vorangeschrittenen Bauern auf der sechsten Reihe. Also ziemlich verloren für ihn. Er spielte aber trotzdem hartnäckig weiter, so dass ich auch hier über 40 Züge und vier Stunden Spieldauer kam.

Meine vierte Partie war nichts für schwache Nerven. Nach komplizierten Eröffnungsverlauf stellte mein Gegner einen Bauern ein und behielt eine Stellung mit vielen schwachen Bauern und Feldern – ziemlich verloren für ihn. Dann opferte er zwei weitere Bauern und einen Springer, um mich nun einfach matt zu setzen oder die Dame zu gewinnen. Der Damengewinn würde ihn aufgrund des bereits geopferten Materials keinen Vorteil bringen würde. Indes musste ich erheblich komplizierte Varianten berechnen, welches mir im Großen und Ganzen auch gelang.

Leider können dies Computer doch ein wenig besser und zeigten mir nach der Partie, dass ich meine Vorausberechnung „nur“ von sieben auf neun Züge hätte verlängern müssen, um zu sehen, dass ich mit Damenopfer eine einfache Gewinnstellung hätte erlangen können.

Das Matt und den Damenverlust konnte ich letztlich verhindern und verblieb mit zwei Springern und zwei Bauern gegen einen Turm. Hinzu kamen multiple Drohungen gegen seinen König, so dass mein Gegner kurz nach der Zeitkontrolle aufgab.

Danach war bei mir die Luft raus und die fünfte Partie spielte ich nicht gut und stand kurz nach der Eröffnung schlechter, weil ich einen Zug übersehen hatte. Indes spielte mein Gegner streckenweise auch nicht besonders, so dass ich ausgleichen konnte und die Partie Remis endete. Offen gesagt war ich danach von mir enttäuscht, denn wenn ich diese Partie halbwegs konzentriert und gut gespielt hätte, hätte ich sie vermutlich gewinnen können.

So konnte ich 4,0 Punkte aus 5 Partien erlangen und dies bedeutete in der Endplatzierung einen hervorragenden dritten Platz und damit die Qualifikation zum Finale im Juni in Niedernhausen.

Denis Schermer