Pokalrunde in Fischbek – Nachtrag zur Samstagsrunde

Das Leben im Konjunktiv könnte so schön sein – wenn da nicht ständig die Realittät dazwischenfunken würde. In der Begegnung zwischen unserer Mannschaft und der Mannschaft von SKJE lag zeitweilig durchaus eine Sensation in der Luft. Gestern berichtete ich bereits brühwarm vom Ausgang des Mannschaftskampfs. Es stellte sich bei den nachträglichen Analysen zu den Partien heraus, dass ein 2:2 in der Bandbreite des zu Erwartenden lag. Natürlich nicht von Beginn an, denn der Unterschied in den Wertungszahlen war an allen vier Brettern allzu deutlich. Und nach zwei Stunden sah es auch so aus, als würde der Wettkampf seinen standesgemäßen Ausgang zu Gunsten des höherklassigen SKJE nehmen.

Jörg hielt in der Eröffnung zunächst einen Mehrbauern fest, nur um ihn wenige Züge später wieder aufgeben zu müssen. Damit nicht genug gelang es seinem Gegner in der Folge, ihm einen weiteren Bauern abzuluchsen. Zudem musste Jörg ständig um seinen isolierten d-Bauern besorgt sein, der schnell zum Ziel gegnerischer Angriffe wurde. An dieser Stelle war bereits klar, dass wir praktisch einem Rückstand hinterherlaufen, auch wenn der Punkt formell noch nicht vergeben wurde. 

Knud, der als Ersatzmann für Philip nominiert wurde, gab sich vor Beginn der Partie keinen großen Illusionen hin. Sein Gegner war rund 250 DWZ-Punkte schwerer als er, der Ausgang der Partie schien also volkommen klar. Freiwillig übernahm Knud deshalb an Brett 2 die schwarzen Figuren mit dem Auftrag, irgendwie ein Remis abzuklammern. Und was soll man sagen, es ist Knud hervorragend gelungen, diesen "Auftrag" umzusetzen. Sämtliche Aktivitäten des Gegners wurden umgehend im Keim erstickt. Und das Überraschendste: Knud ist nicht einmal in Zeitnot geraten. Ausnahmsweise einmal nicht das übliche Herzschlagfinale im Tischtennistempo.

Ok, gefühlt also 0,5 zu 1,5 für SKJE (Jörg wehrte sich derweil immer noch gegen nunmehr zwei Mehrbauern). Derweil passierte Wundersames an den Brettern 1 und 3. Denis ging seine Partie gegen unseren ehemaligen Vereinskameraden Rüdiger Zart konzentriert und energisch an. Mit der Präzision eines schweizer Uhrwerks kam er zum wiederholten Male in "seine" Stellung und übte starken Druck auf Rüdigers Damenflügel aus. Infolge des starken Drucks eroberte Denis einen gegnerischen Bauern bei fortlaufender Druckstellung. Rüdiger war nach Kräften (sichtbar) bemüht, den Ball im Spiel zu halten. Nach meiner Einschätzung lagen aber Vorteile bei Weiß – ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen, dass es Rüdiger gelingen würde, sich auf Dauer zu halten. Nicht zuletzt befindet sich Denis in einer sehr guten sportliche Form, was er ja auch bei unserem Saisonauftakt mit einem souveränen Remis gegen Hauke Reddmann nachdrücklich unter Beweis gestellt hat.  

Nikolas`Stellung war mir anfangs ein wenig suspekt. Seine Figuren standen etwas passiv und es war eigentlich nicht zu erkennen, an welcher Stelle er aktiv gegen den aufziehenden weißen Angriff vorzugehen gedachte. Hoppla, Bauer e5 war also der schwarze Konter. Ich hatte diesen Zug nicht gesehen und sein Gegner – wie dieser nach der Partie freimütig bekannte – ebenfalls nicht. Allmählich zeichneten sich die Motive ab, die dem Zug …e5 zu Grunde lagen. Nicht nur, dass dieser Zug die weißen Angriffsversuche schlagartig pulverisierte – nein, der Zug hatte durchaus auch das Zeug zu Höherem.

Ja, wenn…ja, wenn es Nikolas gelingen sollte, das Remis klar zu machen und Denis seinen Mehrbauern verwerten kann, dann wäre der Traum vom "Finale" gegen Norderstedt kein Traum mehr, sondern Realität. Aber da war er wieder, der vermaledeite Konjunktiv. Es reichte am Ende dann doch nicht. Denis gingen – um es in der Zunge der Biathleten zu sagen – am Ende die Körner aus. Um nicht noch einen Verlust in Zeitnot zu riskieren, einigte er sich mit Rüdiger auf ein Remis, welches dieser dankbar und glücklich annahm. Kurz danach gab auch Jörg seinen hartnäckigen, aber durch das Remis von Denis nunmehr zwecklos gewordenen Widerstand auf. Auch Nikolas gelang es nicht, aus seiner fantasievollen Idee …e5 Kapital zu schlagen. Unter einsetzendem Zeitdruck verpasste er die eine oder andere gute Möglichkeit auszugleichen, übersah den Einschlag auf f7 und musste schließlich die Segel streichen.

Nun gut, unterm Strich bleibt festzuhalten, dass wir trotz des scheinbar klaren Ergebnisses tapfer geschlagen haben. Das Erreichen der Vorrunde auf Bundesebene bildete einen schönen Erfolg, der sich sicherlich nicht so schnell wiederholen lässt. Die 70,05 Euro, die uns die Teilnahme an der Vorrunde gekostet hat (Auslagen Schiedsrichter; Umlage Kilometerpauschale), waren gut investiert. 

In dem heutigen Vorrundenfinale ist nun der SKJE in die Rolle des David geschlüpft und versucht den Goliath SK Norderstedt zu Fall zu bringen. Beide Mannschaften haben gegenüber dem Vortag nochmals aufgerüstet.  Der SKJE hat an Stelle von Andrej Zobel den FM Frank Behrhorst aufgeboten und der SK Norderstedt schickt für den IM Suren Petrosian und Arne Jochens den IM Michail Kopilov und den FM Politschuk ins Rennen. Noch rauchen die Köpfe, aber ich hoffe, dass die Entscheidung noch vor dem Anstoß der Partie des HSV gegen Borussia Dortmund (15:30 Uhr) fällt.