Union Eimsbüttel II vs. Fischbek I 5:3

Leider erscheint der Spielbericht mit ein paar Tagen Verspätung. Ich war noch auf der Suche nach einigen Schlüsselbegriffen, die ich für die Berichterstattung benötigte aber irgendwohin verlegt hatte. Nach einiger Suche fand ich diese wieder. Sie wurden bereits für den Turnierbericht unseres vorangegangenen Mannschaftskampfes gegen Eidelstedt I verwendet und können für den nunmehr vorliegenden recycelt werden. Es handelt sich um die Begriffe Pech, schlecht, Schachblindheit und Papst-in-der-Tasche.

Die ersten Probleme konnten bereits vor dem ersten Zug gelöst werden. Alle Autofahrer haben, mit mehr oder weniger Mühe, einen Parkplatz in der Nähe des Hamburg-Hauses gefunden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich dies äußerst nervtötend gestalten kann. Als Letzter rauschte Christoph an, bewaffnet mit einem Wasservorrat, der locker für ein Vollbad gereicht hätte. Er beließ es aber während des gesamten Wettkampfes dabei, nur davon zu trinken. Nach rund zwei Stunden schüttelte Denis bereits die Hand seines Gegenübers. Mit dem leistungsgerechten Remis konnten beide wohl gut leben. Kurz darauf konnte Philip unter Beweis stellen, dass er das Schachspielen in den letzten beiden Jahren nicht verlernt hatte und "schoss" uns mit 1,5:0,5 in Führung. Zu diesem Zeitpunkt sah die Welt für uns noch rosig aus und der Himmel hing voller Geigen. TWÄNG!! Mist, da ist jemandem in unserem Ensemble doch glatt eine Saite gerissen. Doppelmist, derjenige war ich. Nachdem mein Gegner seine Stellungsruine durch ein inkorrektes Springeropfer zu retten versuchte, stand ich klar auf Gewinn. Alle seine Bemühungen konnte ich locker abwehren und mir den Luxus erlauben, nach alternativen Gewinnvarianten zu suchen. Ich entschied mich für den einzigen Verlustzug – auch `ne Alternative. Nach dem Spiel spendierte mir mein Gegner ein Trostgetränk und entschuldigte sich für den – seiner Meinung nach – unverdienten Sieg. Eine sehr nette Geste, aber für einen sportlich fair errungen Sieg muss man sich nicht entschuldigen. Er war eben besser, ich war eben schlechter. Zwischenstand: 1,5:1,5.

Eine trostspendende Wirkung entfaltete dafür, zumindest vorübergehend, Huberts wahnsinnige Partie. In einer vermutlich holländisch eröffneten Partie wurden schnell die Messer gewetzt und wild aufeinander eingestochen. Es bahnte sich für Hubert die Möglichkeit an, die Dame für einen überwältigenden Angriff zu opfern und ich frohlockte, als er das Opfer auch spielte. So entstehen Glanzpartien dachte ich mir und rieb mir verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Wirkte hier noch meine eigene Patzerei nach oder war das schon Ergriffenheit? Ich werde es in meinen Memoiren auflösen. Kurz darauf hätte ich einen Heulkrampf kriegen können. Möglicherweise hat ein kleiner, unscheinbarer Bauernzug von e5 nach e4 den Deckel zumachen und Hubert den Eintrag in die Schachliteratur sichern können. Der Bauernzug kam nicht, der Gegner fand die einzige Verteidigung und aus war`s. Zwischenstand 1,5:2,5. Hubert war danach noch minutenlang konsterniert. Wer konnte es ihm verdenken.

Zu halbzeit lagen wir also zurück und es zeichnete sich immerhin noch ein mögliches 4:4 ab. Thomas deklinierte souverän ein Turmendspiel mit einem Bauern weniger  und erhielt dafür den verdienten Lohn in Form eines halben Punktes. Zwischenstand: 2:3 

Vergleichbares geschah an Brett 1, wo Christoph hartnäckig versuchte, seinen Stellungsvorteil zu verwerten. Leider war sein Gegner nicht gewillt, dies zuzulassen und heimste ebenfalls verdient einen halben Punkt zum zwischenzeitlichen 2,5:3,5 ein.

Die letzten beiden offenen Partien vermittelten kurzfristig die Hoffung auf ein halbwegs positives Mannschaftsergebnis. Am Ende reichte es dann doch nicht. Nikolas war lange Zeit schwer unter Druck und schien die Partie zu verlieren. Es ergab sich im Turmendspiel dann doch noch eine Rettungsmöglichkeit durch ein Opfer des letzten Turmes gegen den letzten Bauern des Gegners. Nikolas`König wäre dann gerade noch rechtzeitig zur Unterstützung seines letzten Bauern in Richtung Grundlinie gekommen. Aber nach fast fünf Stunden Spielzeit war Nikolas` Akku leer und das Rechenzentrum zwischen den Ohren stellte seinen Betrieb kurz vor dem eigentlich zwangsläufigen Remis ein. Zwischenstand: 2,5:4,5.

Alexander bemühte sich auch nach Nikolas`Verlustpartie heldenhaft noch hartnäckig um ein wenig Ergebniskosmetik. Immerhin hatte er einen Bauern mehr und durfte vom vollen Punkt träumen. Sei Gegner war aber Realist genug um zu erkennen, dass ein solcher Wunsch Wunsch bleiben würde. Selbst ein beinahe schon verzweifeltes Springeropfer vermochte die Dinge nicht mehr zu Alexanders Gunsten zu wenden – es blieb bei dem Remis.

Ok, der Saisonstart ist gründlich in die Hose gegangen und wir zieren das Ende der Tabelle in der Stadtliga A. Mit ein wenig – ja, ich verwende das Wort ausnahmsweise an dieser Stelle – Glück (oder Jakob – schluchz) hätten wir vier Mannschaftspunkte haben und die Tabelle aus der Vogelperspektive angucken können. Aber ich will aus der Froschperspektive heraus nicht unken und hege noch Hoffnung für unser Team.