TV Fischbek IV vs. Schachfreunde V 6,5:1,5

Manche Dinge passieren schnell, manche Dinge brauchen etwas Zeit.

Schnell ging es diesmal, die Mannschaft zusammenzustellen. Nachdem Okan und Knud ankündigten, nur im Notfall spielen zu wollen und der Rest der Mannschaft ihre Teilnahme rasch zusagte, ergab sich Mannschaftsaufstellung von selbst. 

Manfred war am Freitag, beinahe wie immer, der Erste am Spiellokal. Zumindest war er der erste Fischbeker, denn auf der Bank vor dem Spiellokal saß bereits der mit diversen Taschen bewaffnete Schachfreund Stolzenwald und wartete ebenfalls auf den Einlass. Flott richteten wir alles Erforderliche, um mit dem Mannschaftskampf pünktlich beginnen zu können. Da unseren Gästen ein Spieler fehlte und dessen Erscheinen im Mutmaßlichen zu suchen war, konnte sich zumindest Felix in aller Ruhe an sieben verschiedenen Brettern dem Eröffnungsstudium widmen. Vielleicht konnte er sogar Honig saugen, denn anders als vermutet, war Felix nicht der Erste, dem ein voller Punkt gutgeschrieben werden durfte.

An Stephans Brett muss es wohl von Beginn an hoch her gegangen sein. Jedenfalls gestaltete er das Fehlerfestival zu seinen Gunsten und brachte uns mit 1:0 in Front.

Derweil befanden wir uns noch in der ersten Stunde und Felix drehte noch seine Runden, als David routiniert wie ein alter FM die Figuren zusammenschob und in lässiger, fast cäsarischer Manier den Daumen hob.  2:0 für TVF IV – und Felix spazierte immer noch durch die mittlerweile etwas gelichteten Reihen.  

Nach einer Stunde stand es endlich 3:0 für uns. Felix durfte seine Runden nunmehr nach draußen und ins Wochenende verlegen.

Mit diesem komfortablen Vorsprung im Rücken brauchten die Übrigen keine Bäume mehr auszureißen. Manfred versuchte zunächst noch, sein Bauernplus in einen Sieg umzuwandeln und ignorierte das Remisangebot seines Gegners. Aber die Stellung war kompliziert und es drohte immer auch ein Läuferverlust. Pragmatisch – praktisch – gut ist es dann, einige wenige Züge später auf das Remisangebot nochmals zurückzukommen und den halben Punkt mitzunehmen. 3,5:0,5 für uns.  

Realismus schlägt Optimismus. Peter widerstand cool den etwas zu ungestümen Angriffsbemühungen des Weißen und verteidigte seine Stellung – mittlerweile mit Mehrfigur – souverän. Das war dann bereits der Sieg im Mannschaftskampf: 4,5 zu 0,5 für Fischbek.

Derweil musste sich Martin mit einer Stellung herumquälen, die entfernt an die berühmte Partie von Louis Paulsen gegen Paul Morphy erinnerte, in der die schwarze Dame auf d3 bereits in der Eröffnungsphase die Entwicklung der weißen Figuren blockierte und dabei das Brett in zwei Hälften teilte. So eine „A-sting-in-your-ass-Position“ kann einem die Laune am Spiel schon arg vermiesen. Da Martin auch das Pech hatte, gegen den nominell stärksten Spieler der Gästemannschaft antreten zu müssen, endete die Partie – anders als bei Rosamunde-Pilcher-Filmen – leider nicht mit einem Happy End. 4,5:1,5 für uns.

Jetzt wurde nur noch an zwei Brettern um die Ergebniskosmetik gekämpft. Für Kenner der Szene war erstaunlich, dass Viktor einer der beiden war. Das lag aber ausnahmsweise nicht an Viktor, der seinem Gegner schon vor etlichen Zügen das Lebenslicht faktisch ausgeblasen hatte und längst hätte wieder zu Hause sein können. Seine Partie zog sich tatsächlich noch bis zu einem Endspiel hin, in dem der nackte schwarze König sich „heldenhaft“ dem Kampf gegen die beiden weißen Amazonen stellte. Naja….und egal. 5,5:1,5 für uns.  

Der Mannschaftsführer kommt als Erster (ok, fast) und geht als Letzter. Gewissermaßen in Vertretung von Knud musste ich mich um das Spitzenbrett kümmern und bekam es mit Peter Raedisch zu tun, einem Spieler, der sage und schreibe 512 (!) ausgewertete Turnier auf dem Buckel hat. Unglaublich. Dagegen drücken meine 88 ausgewerteten Turnier ja fast eine Art Lustlosigkeit aus. Obwohl mein Gegner zu den reiferen Spielern zählte, war ihm an einer ruhigen Gangart nicht gelegen. Im 20. Zug „opferte“ er einen Springer, um ein Loch in meine Königsstellung zu reißen. Eine andere Alternative gab es zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr, da seine bereits Dame hochgradig gefährdet war und zu verloren gehen drohte. Die beiden Bauern, die er dafür bekam, stellten in der Folge aber keine ausreichende Kompensation für das Figurenopfer dar und nachdem in der Folge zwangsläufig auch die Damen getauscht wurden, versandete sein Angriff. Vielleicht animierte ihn mein unentschlossenes Spiel, die Partie noch bis zum Schluss auszureizen, aber der Verlust konnte – trotz eingestreuter Pattmotive – nicht mehr abgewehrt werden. Endstand 6,5:1,5 für TV Fischbek IV.  

Eine Runde vor dem Saisonende stehen wir mit unser Mannschaft auf einem guten 3. Platz. Können wir diesen auch nach der letzten Runde gegen die nominell stärkste Mannschaft unserer Staffel, Diogenes IV, behaupten, wäre es ein klasse Endergebnis. Anfang Juni wissen wir mehr.               

Ein Kommentar

  1. Stark

    Ich gratuliere Euch zu diesem tollen Erfolg ! Und wieso soll es beim Schach anders sein als auf der Arbeit ? „Wer zuletzt kommt, darf als Erster gehen“…

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